TW
0

Man kann sich trefflich drüber streiten: Wie zugebaut ist Mallorca? Alles hängt mal wieder vom Standpunkt des Betrachters ab. Vergleicht er das Mallorca von heute mit der einstigen „Insel der Ruhe”, wird er zu dem Schluss kommen, Mallorca sei ein einziges Babylon. Vergleicht er Mallorca mit Marbella, wird er sagen, ich verstehe gar nicht, was ihr habt.

Tatsache ist, dass Mallorca einem erheblichen Siedlungsdruck unterworfen ist. Hotels spielen dabei kaum noch eine Rolle, denn die einschlägigen Tourismusgesetze schließen Sünden à la Arenal für die Zukunft praktisch aus. Es ist der Wohnungsbau, der Mallorca zu schaffen macht.

Sowohl der Markt für die Einheimischen als auch der für die Übersiedler und Zweitwohnsitzler aus fremden Ländern boomt seit Jahren. Mallorca ist eben ein attraktiver Fleck – zum Erholen ebenso wie zum Arbeiten. Das schafft Nachfrage – und das Angebot folgt auf dem Fuße. Noch scheint alles, was gebaut wird, auch Käufer zu finden. Das ist auf dem spanischen Festland schon ganz anders.

Gleichwohl: Der Rhythmus, den die Branche in den vergangenen Jahr vorgelegt hat, muss sich verlangsamen. Wird er auch, wenn die schon verabschiedete Flächennutzungsplanung erst einmal greift. Aber es geht ja nicht nur um die Bauten, die rechtens sind. Noch immer existiert Wildwuchs. In Andratx entstehen angeblich Neubauten auf Suelo rústico, und in Santa Margalida soll Bargeld die Umwidmungen beschleunigen. Solche Machenschaften müssen als erstes beseitigt werden. Offenbar wird immer noch viel zu lax mit den Baugesetzen umgegangen.

Und wenn das nicht reicht, muss Mallorca noch stärker geschützt werden. Das sollte auf durchschaubaren und rechtlich abgesicherten Wegen geschehen. Moratorien wie in Andratx oder früher auf Inselebene haben nicht nur zweifelhafte Wirkungen (was passiert bei ihrer Aufhebung?), sondern schaffen zudem erhebliche Rechtsunsicherheit.

Noch hat Mallorca nichts von seiner Attraktivität eingebüßt, selbst „Kran-City” Port d' Andratx ist begehrt wie nie. Aber es ist Zeit zu bremsen.