Nelkenfrauen, Hütchenspieler und vielleicht noch der
libanesische Schleifentrick – das sind die Gefahren, vor denen
Mallorcas Reiseleiter traditionell ihre Urlauber warnen. Doch die
Zeiten haben sich geändert. Moderne Informationstechnik ist ein
Segen für die Menschheit, doch auch Kriminelle können damit
umgehen. Und dann wird aus dem Segen ein Fluch.
Die Polizei in Palmanova hat eine Bande hochgehen lassen, die
sich in professionellster Weise dem Kreditkartenbetrug widmete. Es
handelt sich um zwei Männer und eine Frau, der erweiterte
Gaunerkreis soll Wurzeln in Spanien, Rumänien und Griechenland
haben. Unbekannt ist, ob noch andere Bandenmitglieder aktiv sind,
und ob andere Gruppen ähnliche Tricks anwenden.
Nach Schilderungen der Polizei hat der Betrug eine ganz neue
Dimension angenommen. Auch wer äußerste Sorgfalt am Geldautomaten
an den Tag legt, ist nicht hundertprozentig geschützt. Denn die
Gauner gingen äußerst professionell vor: Zunächst spähten sie
Geldautomaten aus, die vor allem von gutsituierten Kunden benutzt
werden. Unter anderem fanden sie in Portals und Bendinat geeignete
Objekte. Diese Automaten wurden so manipuliert, dass beim
Geldabheben eine Kamera filmte, wie die Geheimnummer eingegeben
wird. Solche Kameras haben die Gangster in insgesamt 15
Geldautomaten installiert. Zugleich wurden die Kartenschlitze so
manipuliert, dass die Daten gelesen wurden. Alle Informationen
gingen dann via Internet an Fälscherwerkstätten in Rumänien,
Italien und Griechenland.
Und das ist der große Unterschied zum libanesischen
Schleifentrick. Bei dieser Variante wird der Kartenschlitz mit
einfachen Mitteln manipuliert. Man bringt einen Vorsatz an, an dem
sich eine Plastikschleife befindet. Wird die Karte eingeführt,
bleibt sie hängen, der Automat reagiert nicht. Wenn der Bankkunde
aufgegeben hat, kommt der Kriminelle, zieht die Karte raus und geht
damit einkaufen.
Das ist alles nicht mehr nötig, weil sich die Karten exakt
kopieren lassen. Im vorliegenden Fall hat man Bandenmitglieder mit
den Duplikaten nach Mallorca geschickt – zum Einkaufen. Sie mussten
pro Tag für mindestens 1500 Euro Schmuck erstehen. Insgesamt soll
so ein Schaden von 196.000 Euro entstanden sein. Problem: Während
man beim Schleifentrick weiß, dass die Karte weg ist und sie
sperren lassen kann, bekommt man bei der neuen Methode gar nichts
mit. Die böse Überraschung flattert möglicherweise erst mit dem
Kontoauszug ins Haus.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.