Gipfelstürmer in Palma.

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Mallorca Magazin: Sie sind als prominenter Gast des Jahrestreffens der Berendsohn AG nach Palma gekommen. Ist das Ihr erster Mallorca-Besuch?
Reinhold Messner: Ja, ich bin kein unbedingter Meer-Mensch.

MM: Dass Sie eher Berg-Mensch als Meer-Mensch sind, ist hinlänglich bekannt. Aber Mallorca hat auch eine attraktive Bergwelt ...
Messner: Es gibt schöne Wanderberge. Ich kenne viele Leute, die hierher kommen, um zu wandern – zum Bergsteigen im weitesten Sinne des Wortes. Ich selber hatte noch nie die Möglichkeit und auch nie den Wunsch.

MM: Gerade hat eine mallorquinische Expedition den Mount Everest bezwungen. Was geht in jemandem vor, der dieses Ziel erreicht hat?
Messner: Das darf man nicht durcheinanderwerfen. Wer das zum Beispiel mit dem Aufstieg von Hillary vergleicht, der hat vom Bergsteigen nichts verstanden. Was heute am Mount Everest passiert, ist großartiger Tourismus, hat aber mit Bergsteigen nicht viel zu tun. Der Everest wird präpariert für Massenaufstiege. Das ist seit 15 Jahren so. Bergsteigen beginnt dort, wo der Tourismus aufhört.

MM: Auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass Sie an ein weiteres Abenteuer denken. Nach der Durchquerung der Wüste Gobi wollen Sie nochmal an die Grenze gehen. Können Sie dazu schon etwas sagen?
Messner: Nein, im Moment kümmere ich mich vor allem um mein Museum.

MM: Das Messner Mountain Museum besteht aus verschiedenen Objekten im Raum Bozen. Am 11. Juni soll das Zentrum Sigmundskron eingeweiht werden. In diesem Zusammenhang haben Sie auch einen Schlüsselanhänger kreiert, der von Berendsohn verrtrieben und hier in Palma erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Wie würden Sie Ihr Museumsprojekt beschreiben?
Messner: Es besteht aus fünf Häusern. Das Ganze ist angelegt wie ein Mosaik.

MM: Was erwartet den Besucher konkret?
Messner: Es ist der Versuch, klarzumachen, was passiert, wenn Mensch und Berg sich begegnen.

MM: Und der Unterschied zwischen den einzelnen Häusern?
Messner: Das eine handelt nur vom Fels, das andere nur vom Eis. Dann beschäftigt sich eines mit den heiligen Bergen. Und das Zentrum ist das Herz des Ganzen. Aber man muss das mit eigenen Augen sehen.

MM: Seit wann arbeiten Sie an dem Projekt?
Messner: Seit 15 Jahren. Jetzt fehlt nur noch ein Mosaikstein. Dafür brauche ich nochmal drei Jahre.

MM: Zurück zu Ihren Abenteuern. Gibt es bei Ihren vielen Extremleistungen der vergangenen Jahrzehnte ein Erlebnis, das Sie persönlich als am bedeutsamsten einstufen?
Messner: Das sollte man nicht so bewerten. Jedes ist für sich selbst ein Abenteuer, eine Erfahrung. Man kann Erfahrungen nicht mit Maßstäben des Sports messen. Bergsteigen ist überhaupt nicht messbar. Zahlen sagen nichts aus.

MM: Die Diskussion über die Umstände, unter denen Ihr Bruder Günther vor 36 Jahren ums Leben kam, ist ja inzwischen ausgeräumt. Stimmt es, dass Regisseur Joseph Vilsmaier die Geschehnisse von damals verfilmen will?
Messner: Die Geschichte war schon immer ausgeräumt. Da haben nur ein paar Leute etwas dazuerfunden, um sich wichtig zu machen oder um ihre Bücher zu verkaufen.

MM: Aber den Film wird es geben? Und Sie sind daran beteiligt?
Messner: Ja, Joseph Vilsmaier und ich teilen uns die Regie.

MM: Soll es 2007 soweit sein?
Messner: Das will ich nicht unbedingt sagen. Es gibt noch kein endgültiges Drehbuch. Ein Filmprojekt braucht seine Zeit.

MM: Werden Sie sich auf die Regie beschränken oder auch vor der Kamera stehen?
Messner: Nein, das wird ein ganz normaler Spielfilm, kein Dokumentarfilm. Meinen Bruder gibt es nicht mehr, und ich bin inzwischen auch älter geworden und kein Schauspieler. Das sollen Schauspieler machen.

MM: Ihr erster Mallorca-Besuch dauert kaum länger als zwölf Stunden. Warum nutzen Sie die Gelegenheit nicht, sich mal ein paar Tage die Insel anzuschauen?
Messner: Wenn ich ohne meine Familie unterwegs bin, reise ich immer sofort wieder ab. Ich werde aber sicher mal mit meiner Familie hier eine Woche Urlaub machen. Oder an Bord eines Kreuzfahrtschiffs herkommen.

Mit Reinhold Messner sprach MM-Redakteur Nils Müller