Ob es auf Mallorca deutsche WM-Übertragungen geben wird, ist
weiter ungewiss. ARD und ZDF fühlen sich zwar im Recht, der
spanische Sender La Sexta bekräftigte aber seine Entschlossenheit,
gegen Live-Bilder aus Deutschland vorgehen zu wollen. Der
La-Sexta-Generaldirektor hatte in der vergangenen Woche gegenüber
MM die Meinung geäußert, dass die Satellitenübertragung
durch ARD und ZDF gegen die Exklusivrechte von La Sexta verstoße
(diese Zeitung berichtete exklusiv).
Bei den deutschen Sendern hat sich die erste Aufregung nach dem
Vorstoß von Juan Ruiz de Gauna zunächst wieder gelegt. Nach
Rücksprache mit den Rechtsabteilungen betonen Sprecher von ARD und
ZDF, die Ausstrahlung der WM-Spiele per Satellit sei nicht
gefährdet. „Es gibt eine vertragliche Vereinbarung mit Infront zur
Übertragung der WM-Spiele. Diese schließt die unverschlüsselte
Ausstrahlung über Astra-Satellit ein”, sagt Kristina Bausch vom
WDR, der bei der ARD für das Turnier hauptverantwortlich ist. Ein
ZDF-Sprecher lässt sich nahzu identisch zitieren.
Bei der Firma Infront, die die Übertragungsrechte der WM von der
Fifa erworben und anschließend weiterverkauft hat, hält man sich
bedeckt. „Natürlich könnte ich jetzt zum Ordner gehen und
nachsehen”, sagt ein Unternehmens-Sprecher. „Wir nehmen zu
Vertragsinhalten aber grundsätzlich keine Stellung.” Die Aussagen
von ARD und ZDF will er nicht kommentieren: „Wir haben der
Stellungnahme von ARD und ZDF nichts hinzuzufügen.”
Auch zu den Plänen von Senderchef Ruiz de Gauna will sich der
Infront-Mann nicht äußern. Er habe bisher nur aus dem Mallorca
Magazin erfahren, dass La Sexta gegen die deutsche
WM-Übertragung in Spanien vorgehen will. „Wir können nicht zu einer
Klage Stellung nehmen, die uns nicht vorliegt.” Ob La Sexta in
Spanien tatsächlich das Exklusivrecht und damit auch ein Recht
darauf hat, dass ausländische Sender nicht dazwischenfunken, lässt
er ebenfalls offen.
La Sexta bezieht in dieser Frage dagegen weiter eindeutig
Stellung: „Wir haben das Exklusivrecht”, sagt die Leiterin der
Unternehmenskommunikation Teresa Alfageme nach Rücksprache mit der
Rechtsabteilung des Senders. „Wer ohne unsere Erlaubnis Live-Bilder
der WM zeigt, tut etwas Illegales. Wir werden alle Möglichkeiten
ausschöpfen, um dagegen vorzugehen.” Unstrittig ist, dass die
Verschlüsselung der Bilder von ARD und ZDF technisch möglich wäre.
Allerdings könnten dann auch Millionen Fernsehzuschauer in
Deutschland keine Live-Bilder der WM empfangen.
Sowohl die deutschen Sender als auch La Sexta wähnen sich also
im Recht. Wer sich durchsetzen wird, vermag auch Alexander Scheuer
vom Institut für Europäisches Medienrecht nicht zu sagen. „Ich
kenne die Verträge nicht”, sagt der Geschäftsführer der
Einrichtung. „Sollten ARD und ZDF tatsächlich laut Vertrag dazu
berechtigt sein, per Astra-Satellit auszustrahlen, sehe ich nicht,
wie La Sexta gegen die Sender vorgehen will.” Dann müsse La Sexta
mit Infront oder aber der Telefónica verhandeln, die die
WM-Übertragungsrechte an La Sexta weiterverkauft hatte.
Scheuer will jedoch nicht ausschließen, dass der spanische
Sender mit dem Versuch Erfolg haben könnte, eine einstweilige
Verfügung gegen die Satelliten-Übertragung bei ARD und ZDF zu
erwirken. Denkbar sei ein Antrag bei einem deutschen Amts- oder
Landgericht, der im Eilverfahren bearbeitet würde.
Schließlich wird die Zeit so langsam knapp. Die Verantwortlichen
von La Sexta haben aber offensichtlich die Ruhe weg. Ehe das
weitere Vorgehen geplant werde, müsse erst das Hauptproblem gelöst
werden: La Sexta ist in weiten Teilen Spaniens nicht zu empfangen.
Sollte das am 9. Juni zu WM-Beginn immer noch so sein, verstößt der
Sender gegen das Gesetz, das jedem Spanier das Recht garantiert,
die Spiele der Selección im Free-TV zu sehen. Um zumindest auf
Mallorca alle Haushalte mit Fußball zu versorgen, will sich der
Inselsender Televisió de Mallorca um einen Teil der
Übertragungsrechte bemühen, wie die Zeitung Ultima Hora meldet.
Dass der La Sexta-Generaldirektor durchaus weiß, wovon er
spricht, hat er schon bewiesen: Vor der WM 2002 hat er den
deutschen Sendern die Freude an dem Großereignis schon einmal
verdorben. Damals noch in Diensten des spanischen Bezahlsenders Via
Digital pochte er auf die Exklusivrechte seines Senders – und hatte
Erfolg. Laut WDR-Sprecherin Bausch verzichtete die ARD letztlich
komplett auf die digitale Ausstrahlung per Satellit. Erst wenige
Tage vor Turnierbeginn hatte sich ein Anwalt gemeldet, der mit
Schadenersatzforderungen mehrerer ausländischer Sender drohte.
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