Die baskische Untergrundorganisation ETA hat eine „dauerhafte
Waffenruhe” angekündigt. Dies geht aus einem Kommuniqué hervor, das
die Organisation am Mittwoch dem Rundfunksender EITB im spanischen
Baskenland übermittelte. Die Waffenruhe werde an diesem Freitag
(24. März) wirksam. Der Gewaltverzicht solle einen „demokratischen
Prozess” einleiten, der es den Basken ermöglichen soll, frei über
ihre Zukunft zu entscheiden, heißt es in dem Papier. Die ETA sprach
darin allerdings nicht von einer definitiven Niederlegung der
Waffen.
ETA tritt für die Schaffung eines unabhängigen baskischen
Staates ein. Dazu sollen sowohl die Region des spanischen
Baskenlands als auch die Nachbarregion Navarra und der äußerste
Südwesten Frankreichs gehören.
Die spanische Regierung hat die angekündigte „Waffenruhe” der
baskischen Untergrundorganisation ETA begrüßt, aber zugleich zur
Vorsicht gemahnt. „Dies ist eine gute Nachricht für alle Spanier”,
sagte die Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega am
Mittwoch in Madrid. „Die Regierung steht jedoch mehr als je zuvor
in der Pflicht, mit Bedachtsamkeit vorzugehen.” Es bestehe die
Hoffnung, dass die Ankündigung der ETA der „Anfang vom Ende” des
ETA–Terrors im Baskenland bedeute. Aber es müssten weitere Schritte
zu einer Abkehr vom Terror folgen.
Wenn alles gut geht, kann Patxi Elola im Sommer zum ersten Mal
mit seinem Sohn an den Strand gehen, ohne dass ihn ein Leibwächter
begleiten muss. Bislang hat der Gärtner, der für die Sozialisten im
Gemeinderat des baskischen Badeorts Zarautz sitzt, wie über 2000
Gemeindepolitiker im spanischen Baskenland auf Schritt und Tritt
einen bewaffneten Beamten neben sich. Selbst auf dem Weg zum Bäcker
oder zur Mülltonne muss ein „Schutzengel” ihn vor einem möglichen
Anschlag von ETA–Terroristen schützen.
Mit der „Waffenruhe” könnte der Begleitschutz nun überflüssig
werden. Ein Richter, der wie all seine Kollegen im Baskenland,
ebenfalls auf Leibwächter angewiesen ist, meinte erleichtert:
„Heute sind wir ein wenig freier geworden.” Der baskische Arzt
Roberto Lertxundi äußerte sich in der Zeitung „El País” eher
vorsichtig: „Ich werde keine Sektflasche entkorken. Die Waffenruhe
kommt nach all dem Leid um Jahre zu spät. Die ETA muss um
Verzeihung bitten, und sei es hinter vorgehaltener Hand.”
In Spanien wächst die Hoffnung, dass die Ankündigung der ETA den
Beginn eines Friedensprozesses markiert. Selbst die oppositionellen
Konservativen, die bisher Verhandlungen mit der ETA strikt
abgelehnt hatten, sind nicht mehr dagegen, dass Ministerpräsident
José Luis Rodríguez Zapatero den Friedenswillen der Separatisten
auslotet. Der Sozialist wird sich zunächst einmal Zeit lassen. Er
will klären, ob der Gewaltverzicht der ETA von Dauer ist. Dabei
will er nicht im Alleingang vorgehen, sondern die Rückendeckung
aller demokratischen Parteien suchen.
Die Hoffnungen auf einen Frieden im Baskenland stützen sich auf
das Adjektiv „dauerhaft”, das die ETA ihrer «Waffenruhe» zur Seite
gestellt hat. Damit sagte die Untergrundorganisation sich zwar
nicht endgültig von der Gewalt los. Aber eine Rückkehr zur
Strategie des Terrors dürfte ihr extrem schwerfallen. Dafür hätten
selbst ihre Anhänger wenig Verständnis.
Die ETA ist nämlich mehr als nur eine Bande von Bombenlegern und
Pistoleros. Sie hat eine ganze Szene von Kneipen, Bürgergruppen und
Betrieben um sich. Etwa zehn Prozent der 2'1 Millionen Basken
sympathisieren mit ihren Zielen.
ETA (Euskadi Ta Askatasuna) wurde 1958 in Spanien gegründet. Sie
spielte eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Franco-Diktatur.
Seit dem ersten Mordanschlag 1968 starben über 800 Menschen durch
ETA-Attentate, darunter viele Zivilisten.
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