Die einen sprechen davon, die Fotografie als künstlerisches
Ausdrucksmittel nun „endlich aus der Nische der Dokumentar–
Fotografie” zu holen, andere sprechen vom „Boom der
Künstlerfotografie”. Letztere wohl zu recht, denn die Preise für
fotografische Auflagenwerke sind in den letzten zehn Jahren
sprunghaft angestiegen. Ein paar 100.000 Dollar für großformatige
Farbfotografie – etwa für Arbeiten von Andreas Gursky, Thomas Ruff,
Thomas Struth, Jeff Wall oder Cindy Sherman – sind nur unteres
Limit; Sammlungen, Stiftungen, Museen nehmen die Fotokunst längst
mehr als ernst.
So liegt die Galerie Horrach Moyà – Juan Horrach ist sowieso
immer gut für Innovationen – mit ihrer jetzigen Ausstellung
„Postfotografía – la trayectoria del objecto” (Der Lebensweg des
Objektes) genau im Trend. Zu sehen sind sieben der besten
spanischen Fotokünstler, die das reine Dokument zu ihrer ganz
persönlichen Realität machen wollen. Die Arbeiten von Susy Gómez,
Ana Laura Aláez, Carles Con– gost, Joan Morey, Tere Recarens,
Montserrat Soto und Agustí Torres stammen aus den vergangenen sechs
Jahren.
Was in der ganzen westlichen Welt in den 70er Jahren begann,
nämlich bei der Fotografie weniger nach dem Motiv, dem Objekt und
der dahinter sich verbergenden Realität zu fragen, sondern
Fotografien zu bearbeiten und sie so zu einem künstlerischen Werk
zu machen, habe in Spanien erst später begonnen, so der
Ausstellungskurator Sebastiá Camps. Susy Gómez geht mit der
Präsentation von drei großformatigen Fotos noch einen Schritt
weiter. Ihre Arbeiten hängen nicht an der Wand, sondern sind wie
Skulpturen in den Raum gestellt.
Ana Laura präsentiert erotische Motive, aufgenommen im
geschlossenen Raum, so dass der Betrachter zwangsläufig zum Voyeur
wird. Montserrat Soto zeigt das gleiche Motiv, Ruinen in einem
anonymen Land in Afrika. „A Time To Love – A Time To Die” heißt
eine Montage von Joan Morey. Carles Congost zeigt Fotos eines
Kunstvideos, das er kürzlich auf der Madrider Messe Arco
präsentiert hat. „Jeder der Künstler bezieht auf eigene
künstlerische Weise Position”, sagt Sebastiá Camps. „Das Medium
haben sie gemein.”j
Postfotografía – Galería Horrach Moyà, Palma, Carrer Catalunya 4.
Geöffnet bis 6. Mai von Montag bis Samstag 10-13.30 und 17-20.30
Uhr.
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