Ein angekündigtes Riesenbesäufnis für den 8. April bringt die
Stadtverwaltung Palma auf Trab. Tausende von Jugendlichen und junge
Erwachsenen wollen sich an dem Samstag auf dem Paseo Marítimo
treffen und mitgebrachten Alkohol konsumieren.
Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln will die
konservative Oberbürgermeisterin Catalina Cirer die negativen
Auswirkungen des Großereignisses auf ein Mindestmaß
zurückschrauben. Eine rechtliche Handhabe, das Mega-Trinkgelage
ganz zu verbieten, hat die Stadtverwaltung nicht.
Spaniens Jugendliche pflegen sich an den Wochenenden quasi
rituell die Flasche zu geben. Die Treffen – „botellón”, also „Dikke
Pulle” genannt – finden in Großstädten an zentralen Plätzen unter
freiem Himmel statt. In Plastiktüten mitgebrachte alkoholische
Getränke werden dabei bis in den Morgen konsumiert. Jetzt aber
haben unbekannte Botellón-Fans zu einem ganz großen „Macrobotellón”
in Palma aufgerufen. Die Ankündigung wurde spanienweit per Internet
und SMS verbreitet.
Palma ist nicht der einzige Ort, der sich für das Trinkgelage
wappnen muss. In etwa 15 Städten im ganzen Land sind junge Leute
dazu aufgerufen, sich bereits an diesem Samstag (17. März) auf
zentralen Plätzen zu versammeln und ausreichend Wein, Schnaps und
Bier mitzubringen. Ziel ist es, die meisten Teilnehmer
zusammenzubringen. Die Regierung und die Behörden sind in Sorge.
„Der Wettstreit ist ein Anschlag auf die Gesundheit”, warnte
Gesundheitsministerin Elena Salgado. In mehreren Städten lassen die
Bürgermeister die Polizei aufmarschieren, um die Saufgelage zu
unterbinden. In Barcelona wird ein Platz vorsorglich eingezäunt. In
Madrid wiesen die Behörden darauf hin, dass Alkoholgenuss im Freien
mit Geldbußen von 300 bis 30.000 Euro bestraft wird. In den übrigen
Städten wie in Palma gibt es kein lokales Gesetz, das
Open-Air-Gelage zu untersagen.
Die Ankündigung des „Botellón” schreckte die Lokalpolitiker in
Palma auf, denn zu der Sauforgie werden mehr als 5000 Teilnehmer
erwartet. Erfahrungen mit den allwöchentlichen Botellóns lassen das
Schlimmste befürchten. Schon jetzt fallen nach den nächtlichen
Trinkgelagen Berge von Müll an.
Palmas Alkaldin Cirer appellierte deshalb an die jungen
Palmesaner, dem Riesenbesäufnis fernzubleiben. Aber selbst sie
scheint nicht an eine durchschlagende Wirkung ihrer Worte zu
glauben. In einer konzentrierten Aktion sollen deshalb Polizei–,
Sanitäts– und Reinigungsbrigaden mobilisiert werden, um den
betrunkenen Heerscharen Herr zu werden. Mit verstärkten
Alkoholkontrollen will man angetrunkene Auto- und Mopedfahrer aus
dem Verkehr ziehen. Da das Trinken auf offener Straße selbst nicht
verboten werden kann, solle zumindest das Hinterlassen von Abfällen
sowie das Urinieren in der Öffentlichkeit streng geahndet
werden.
Spaniens Jugendliche sehen dagegen im „Botellón” neben einem
günstigen Freizeitspaß auch einen friedlichen Protest gegen die als
überzogen empfundenen Getränkepreise in den Bars und
Diskotheken.
Die Idee für das Massenbesäufnis ist angeblich dem Wettstreit
zwischen den Städten Sevilla und Granada entsprungen. Auslöser war
eine Massenparty in Sevilla, zu der spontan 5000 Menschen
zusammenkamen. (as/dpa)
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