Auf dem Paseo Mallorca, einer der emblematischsten Straßen
Palmas, regt sich Verdruss. Die Toldos (Markisen), die die dortigen
Gastwirte aufgespannt haben, um ihre Terrassengäste vor Sonne und
Regen zu schützen, müssen verschwinden. Außerdem wird die Zahl der
Tische und Stühle reduziert. Die Stadtverwaltung ordnete dies auf
Verlangen der Anwohner an, die sich belästigt und behindert fühlen:
Mal lacht ein Gast laut, mal ist für den Weg vom am Bordstein
geparkten Auto zur Haustür ein Umweg erforderlich.
Auf dem Paseo Mallorca setzt sich damit eine traurige
Entwicklung fort, die der historischen Altstadt längst geschadet
hat, die sie nachts zunehmend veröden lässt: Auch dort, vor allem
im Lonja-Viertel, sind in den Gassen vor den Restaurants gestellte
Tische längst verschwunden, weil die Anwohner sich beschwerten,
angeblich über zuviel Lärm.
Obwohl die Terrassen nur bis 24 Uhr geöffnet sein durften, und
obwohl sich bekanntlich kaum ein Spanier vor Mitternacht zur Ruhe
begibt.
Mallorquinische Politiker, die ausgesprochen gern nach Paris
oder Rom fliegen, schwärmen nach der Heimkehr stets von dem regen
nächtlichen Leben auf den dortigen Straßen und Plätzen, erzählen
begeistert, dass sie den größten Teil der Nacht im Freien speisen
konnten.
Sie wissen sehr wohl, dass das nächtliche Leben in Paris oder
Rom großstädtischer Großzügigkeit, unbürokratischen Gepflogenheiten
und zugedrückten Augen zu verdanken ist. Diese Einsichten aber
setzten sie zu Hause nicht um, im Gegenteil. Sonst wäre der
herrliche Paseo Borne, die Flaniermeile im Herzen der Stadt, längst
zum nächtlichen Treffpunkt geworden: auf eine Copa, zum Dinieren,
zum Sehen und Gesehen werden.
Niemand erwartet, dass Palma Weltstädte wie Paris oder Rom
kopiert oder an sie heranreicht; dafür ist die sogenannte
„Balearen-Metropole” ein paar Nummern zu klein. Aber gute Seiten
darf sie sich getrost abgucken. Und die eigenen guten Seiten auch
bei Nacht präsentieren. Nur eines darf sie nicht: im provinziellen
Mief verharren.
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