Kaum eine Meldung hat die Reisebranche je so überrascht wie
diese: Nach dem Tod von Germania-Eigner Hinrich Bischoff führt
Joachim Hunold die Fluggesellschaft. Hunold, geschäftsführender
Gesellschafter von Mallorca-Marktführer Air Berlin, und Bischoff
waren lange Jahre Lieblingsfeinde, erst vor eineinhalb Jahren
führte sie der Druck der ausländischen Konkurrenz zusammen. Aus
ersten Geschäften entstand bald Freundschaft.
Als Bischoff, der nichts mehr hasste als Auftritte in der
Öffentlichkeit und auch sein Ferienhaus auf Mallorca immer sehr
diskret nutzte, vor fünf Wochen ins Krankenhaus musste, bat er
Hunold zu ersten Gesprächen. Nur wenige Stunden vor seinem Tod
meldeten Hunold und die Vertrauten des schon zu Lebzeiten
legendären Unternehmers Vollzug: „Alles ist geregelt.” Nach
Auskunft der Air Berlin habe Bischoff dankbar gelächelt und allen
die Hand gedrückt. Auf der Fahrt von der Klinik zum Flughafen
Baden-Baden erreichte die Besucher die Todesnachricht.
Nach Angaben der Air Berlin soll mit der Germania ein
Management-Vertrag abgeschlossen werden, wie er schon mit Niki
besteht. Air Berlin verfügt momentan über eine Flotte von 53
Flugzeugen, Germania besitzt 44 Maschinen, viele davon sind
verleast, drei an die Air Berlin. Hunold gebietet künftig über eine
fast doppelt so große Flotte wie bisher.
Bischoff wurde 69 Jahre alt. Nach Stationen in der
Versicherungs- und Werftbranche wurde der promovierte Jurist 1973
Mitbegründer der Hapag-Lloyd-Fluggesellschaft. 1978 übernahm und
sanierte er die marode Airline SAT. 1986 gründete er die Germania
Fluggesellschaft. Bischoff galt als genialer Verhandler, sein
Verhandlungsgeschick, seine Skatspielkunst, seine Kunstleidenschaft
sind ebenso Legende wie sein bescheidenes Auftreten, das so gar
nicht dem eines Multimillionärs entsprach. (blu)
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