Die Spannung liegt morgens um neun zum Greifen nah – obwohl es
im Zentrum zu dieser Stunde noch ruhig zugeht. Knallgrüne
Traktoren, auf Hochglanz poliert, säumen wie stumme Wächter den
Weg. Vor der Pastisseria „Ca'n Soler” sortieren Sandra und Ramona
ihr Coca-Sortiment. Im hinteren Teil der Bar „Miguel” öffnet eine
Altherrenrunde, gutgelaunt, doch diskret, ihren ersten Tinto. Die
Ruhe vor dem Sturm.
Zwei Stunden später: Menschenmassen haben die Straßen von Inca
geradezu überflutet. Der „Dijous Bo”, der „Gute Donnerstag”, wie
der alljährliche größte Herbstmarkt der Insel genannt wird, scheint
bereits seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Ein Fest, aber auch
eine echte Herausforderung für alle Sinne. Stimmengewirr, zumeist
mallorquín, wummernde Disco-Bässe, Kindergeschrei. Könnte man die
Augen schließen, würde einen die Nase untrüglich durchs Gewirr
leiten: vorbei an Ständen mit 20 Sorten eingelegter Oliven,
Sobrassada-Verköstigungen, dampfenden Turrones-Kessel,
Blumenständen, auch am strengen Geruch aus Esel-, Schweine- und
Ziegenställen.
Offenen Auges ist die Vielfalt kaum zu fassen: An ihrem
28-Meter-Stand bietet Familie Hierro 30 Nuss-, und Mandelarten an,
Weihnachtsschmuck liegt neben Sonnenbrillen, unter Kochgeschirr,
Klamotten und Keramik biegen sich die Holztische genauso wie unter
Käse, Honig und riesigen Serrano-Schinken.
200.000 Besucher wurden erwartet, diesmal könnte es einen
neuen Rekord geben. Mehr geht nicht. (spe)
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