Selbst in den Ferien auf Mallorca wird Johan Botha (45) ein
wenig nervös, wenn er ein paar Tage nicht singen kann. Singen ist
für den Startenor, den bisher jüngsten österreichischen
Kammersänger der Wiener Staatsoper, Berufung und Passion. „Sänger
bist du 24 Stunden am Tag. Auch wenn keine Vorstellung ist,
arbeitet das Gehirn weiter”, sagt er. Und er erzählt, dass er schon
mit fünf Jahren wusste: Ich möchte Opernsänger werden. Mit 13
begann der in Rustenburg in Südafrika geborene Tenor seine
Gesangsausbildung, studierte an der Hochschule in Pretoria und
debütierte 1989 am Staatstheater Roodeport. 1990 bekam er durch
seine Mitwirkung im Bayreuther Festspielchor die Chance, nach
Europa zu reisen, sang noch im gleichen Jahr den Gustavo in „Ein
Maskenball”, hatte Engagements in Hagen, Dortmund und an der Oper
in Bonn, wo er bereits wesentliche Rollen seines heutigen
Repertoires sang.
Es begann eine mehr als steile Karriere, seine Verpflichtungen
und Verträge gehen bis ins Jahr 2008, an der Wiener Staatsoper sind
jährliche Neuproduktionen mit ihm geplant: „Othello”, „Tannhäuser”,
„Tristan”. Johan Botha gilt heute als der beste Tenor seiner
Generation: „Das ist mir Ehre und Verpflichtung zugleich. Ich bin
noch jung, ich kann also noch viel lernen.” Damit meint er nicht
nur Opernpartituren, sondern auch Sprachen. Zur Zeit studiert er
Französisch, um auch diese Opern in der Originalsprache singen zu
können. Damit wird sein bislang schon bemerkenswert großes
Repertoire noch erweitert.
Johan Botha singt vor allem die dramatischen Rollen, sowohl in
italienischen als auch in deutschen Opern. „Wer den Radames in Aida
singen kann, kann auch Lohengrin singen”, sagt er. „Die
italienischen Opern erlauben mir die Kontrolle, wie die Stimme
richtig zu führen ist. Das ist wichtig, um Wagner zu singen, um mit
der Stimme auch für die lange Dauer dieser Opern hauszuhalten, die
Stimme nicht zu schädigen.” Und er fügt spöttelnd hinzu: „Für eine
Wagner–Oper braucht man vor allem bequeme Schuhe.”
1993 brachte sein Debüt als „Pinkerton” in Madame
Butterfly an der Pariser Opera Bastille den internationalen
Durchbruch. In kürzester Zeit sang er an den wichtigsten
europäischen Opernhäusern, an der Komischen Oper Berlin, in Covent
Garden, an der Mailänder Scala. Seit 1996 feiert er Erfolge an der
Wiener Staatsoper, wo er seitdem regelmäßig zu Gast ist mit
„Lohengrin”, „Fidelio”, „Tosca”, „Turandot” und „Die Frau ohne
Schatten”. In Wien ist der inzwischen österreichische Staatsbürger
mit Frau und zwei Söhnen (7 und 9) zu Hause.
Ein großer persönlicher Triumph war ein Gastspiel an der
Metropolitan Opera in New York, wohin er auch mit „Lohengrin”,
„Meistersinger” und anderen Opern zurückkehrte. Die Planung dort
geht mit „Turandot” und „Aida” weit über das kommende Jahr hinaus.
Es ist ein Glücksfall, dass er seinem Freund Josef Egger zusagte,
im Juni des nächsten Jahres zu einer Gala „Noche de Verdi” mit
Arien aus „Othello” nach Mallorca zu kommen. Egger, Präsident des
Verbandes der österreichischen Freunde Mallorcas, hat mit den
Vorbereitungen begonnen.
Von Beginn seiner Karriere an legte Botha großen Wert auf den
kontinuierlichen Ausbau seines Konzertrepertoires; er arbeitete mit
Dirigenten wie Abbado, Barenboim, Gielen, Maazel oder Sir George
Solti. Kernstück des Repertoires ist Verdis „Requiem”.
Was bedeutet es für einen dramatischen Tenor, geistliche Musik
zu singen? „Ich glaube, dass der liebe Gott mir ein Geschenk
gegeben hat. So ist diese Musik für mich auch ein Dankeschön.”
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