Ist Pornographie ein dokumentarisches Genre? Für den Schweizer
Filmemacher Lukas Schmid war diese Grundsatzfrage Ausgangspunkt für
seinen auf Mallorca gedrehten Film „Intimitaeten”, der am 11. Mai
in Deutschland in die Kinos gekommen ist.
Dem 28jährigen, dessen gewagtes Projekt mit dem Nachwuchspreis
First Steps Award 2003 in der Kategorie Dokumentarfilm
ausgezeichnet wurde, sei es gelungen, die „buchstäblich nackte
Handwerklichkeit in der Vorführung und Abbildung des Fickens”
darzustellen und gleichzeitig den Gesichtern und Körpern eine
Persönlichkeit wiederzugeben, so „dass sie als junge, auch von
Sehnsucht bewegte Menschen erkennbar werden”, so die Jury.
Lukas Schmid ist ein Filmemacher neuen Typs: ein Ein-Mann-Team,
Tontechniker, Kameramann und Autor in einem. Er begleitete die
Berliner Schwulenpornoproduktion Cazzo Film zu Dreharbeiten nach
Mallorca. Die Darsteller kommen einander fremd an, „und sind statt
Arschlöchern und Schwänzen junge Männer, die den Ruf ,Superstar
gesucht' oder ,Ganz easy Model werden' gehört haben”, so die Jury.
Zwischen Gelegenheitsprostitution und Suche nach Nähe wollen sie
ihre Hoffnungen ausleben.
Der Film ist für Schmid auch die persönliche Aufarbeitung mit
dem Thema Pornographie, mit dem er bis zum Dreh nichts am Hut
gehabt habe. „Am Set aber habe ich Pornographie nie erlebt. Da
waren nur Leute, die Sex hatten, und andere, die mehr oder weniger
interessiert zuschauten. Aber als ich das Rohmaterial von Cazzo
durchgekuckt habe, begriff ich, wo Pornographie entsteht: im Kopf
des Kameramanns und im Bildausschnitt, den er auswählt.”
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