In der Stille des Lesesaales kommt die rotierende Kreissäge
einer Vergewaltigung der Sinne gleich. Noch immer müssen Handwerker
in der neuen Bibliothek des Spanischen Staates in Palma kleinere
Arbeiten ausführen. Ansonsten präsentiert sich die Einrichtung an
der Plaça Porta de Santa Catalina, nur einen Steinwurf vom Museum
Es Baluard entfernt, hell, klar, geordnet und einladend. Der
kubische Bau gegenüber der alten Kirche setzt moderne Akzente; im
Innern der Bibliothek ist das Kreuzgewölbe des Herrenhauses Can
Sales, das einst dort stand, bewahrt und in den Lesebereich
integriert worden.
Rund 300.000 Bücher und über 2000 periodisch erscheinende
Publikationen bilden den Grundstock der „Biblioteca Pública del
Estado”. Rund sechs Millionen Euro hat das spanische Ministerium
für Kultur in die Einrichtung investiert und knapp 5000
Quadratmeter Fläche für die papierenen Datenträger geschaffen.
Der Buchbestand, der früher in der Casa de Cultura in Palma mit
1500 Quadratmetern auskommen musste, kann jetzt kräftig zulegen.
Das ist den Regalen deutlich anzusehen, sie enthalten noch viel
Luft zwischen den Borden. Doch die Leerräume werden sich rasch
füllen. Denn bisher erwarb die Einrichtung jährlich rund 3000 neue
Bücher. „Das dürften in Zukunft deutlich mehr werden”, hofft die
Direktorin Maria de Lluch Alemany Mir.
Die staatliche Bibliothek ist vor allem eine Ausleihbibliothek,
die Bände können mit nach Hause genommen werden. Im Erdgeschoss
werden Sonderschauen zu diversen Jubiläen präsentiert, etwa zum
Don-Quichotte-Jahr, zum 25. Todestag des balearischen Dichters
Llorenç Villalonga, zu Jules Verne oder den Beatles. Geboten sind
zahlreiche Ratgeber und Reiseführer, Kochbücher und Fotobände,
Sprachbücher und Historisches, Biographien und Sachbücher. Hinzu
kommt eine riesige Kinderbuchabteilung im ersten Stock.
Bücher in deutscher Sprache sind ebenfalls vorhanden, wenn auch
der Bestand noch sehr klein ist: Neben Grillparzer (Der arme
Spielmann) und Zweig (Schachnovelle) finden sich vor allem
Übersetzungen mallorquinischer Autoren wie Baltasar Porcel (Galopp
in die Finsternis), Gabriel Janer Manila (Die Nebeldame) und David
Ginard (Mallorca während der Franco-Diktatur).
Deutlich erweitert wurde der Zeitschriftenbereich, in dem viele
spanische Titel bereitgehalten werden. An deutschen Medien sind die
Zeitung „Die Welt” und das Magazin „Der Spiegel” archiviert. Auch
alle Ausgaben des Mallorca Magazin, so Maria de Lluch, sind
im Zeitschriftenarchiv der Bibliothek vorhanden und können in einem
gesonderten Lesesaal von Forschern eingesehen werden.
Öffnungszeiten: MO bis FR 10-13 und 16.30-20 Uhr, SA 10-13.30
Uhr.
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