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Nein, nein, meine Damen (und Herren), auf absehbare Zukunft wird Tchibo keine Dependance auf Mallorca einrichten – zum Leidwesen zahlreicher auf Mallorca lebender Hausfrauen.

Für sie nämlich zählt der Einkauf in einer der fast 1000 Tchibo-Filialen zum Pflichtprogramm beim Deutschland-Besuch. Renner sind Haushaltswaren und Mode: Ob Thermokannen, Unterwäsche, Fahrradkleidung oder Radiowecker – alles ist bei Tchibo besonders günstig und wird begeistert nach Mallorca mitgeschleppt.

Die schlechte Nachricht brachte Michael Meyer auf die Insel mit: Dem ansonsten freundlichen Tchibo-Manager, auf dessen Visitenkarte „Leiter Produktmarketing Non Food und Einkauf” steht, begegnete MM während eines Mallorca-Kurztrips in Camp de Mar.

„Non Food” ist bei Tchibo alles außer Lebensmittel inklusive Kaffee. Meyer ist also, zusammen mit einem Co-Direktor, für all das zuständig, was die Kundschaft in den Filialen nach Passieren der Kaffeetheke verführt, und auch für den Verkauf von Reisen. Die werden im Auftrag vom Veranstalter Berge & Meer vermittelt.

Kaffee, der inzwischen bei Tchibo nur noch knapp die Hälfte des Umsatzes ausmacht, ist auf Mallorca längst zu haben. Warum nicht das übrige Sortiment?

Meyer: „Spanien und Mallorca stehen bei unseren Expansionsplänen zwar auf dem Zettel, aber bei den Prioritäten weiter hinten. Wichtigster Grund sind die gegenüber Deutschland, Großbritannien oder Holland völlig anderen klimatischen Verhältnisse.”

Will sagen: „Ein Teil des TCM-Angebots - vor allem die winterlastige Mode oder alles rund ums Skifahren – wären auf der Insel unverkäuflich.” „Jede Woche eine neue Welt” heißt der Tchibo-Slogan: Im Laufe des Jahres werden unter dem Label TCM Produkte aus praktisch allen Konsumgüter-Branchen angeboten, die Produkte speziell für das Unternehmen in aller Welt gefertigt.

Spürnasen von Tchibo sind ständig rund um den Globus unterwegs, um neue oder interessante, in jedem Fall aber preisgünstig produzierbare Artikel zu finden; diese werden dann unter strengen Qualitätsauflagen zu einem großen Teil in Asien oder Übersee gefertigt: „Jedes Produkt wird von uns definiert und produziert und bekommt dann die Veredelung TCM.”

Das Wichtigste aber ist Meyer zufolge „das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis, um bei der Kundschaft Spontankäufe generieren zu können”.

Nur auf den Reisen steht nicht TCM drauf. Wie kam Tchibo dazu, auch Reisen zu verkaufen? Meyers Erklärung: „Im physischen Warenbereich hatten wir fast alles abgedeckt. So kamen wir 1997 darauf, die Marke Tchibo auch in den Dienstleistungsbereich zu überführen. Die Reise als hochemotionales Produkt war dabei besonders interessant.”

Denn: „Wenn wir es schaffen, sagten wir uns, bei den ,schönsten Wochen des Jahres' besonders gute Qualität abzuliefern, dann ist das exzellente Kundenbindung und strahlt zusätzlich in die anderen Sortimente ab. Diese Rechnung ist aufgegangen.”

Mallorca als „Mainstream-Destination” habe dabei von Anfang an im Blickpunkt gestanden: „Man kommt an Mallorca gar nicht vorbei, wenn man wachsen will. Und ganz wichtig war für uns, die Insel sowohl im Sommer als auch im Winter anzubieten.”

Für den übrigen Non-Food-Bereich gilt das Hohelied auf Mallorca – noch – nicht. Aber vielleicht wird da ja bald etwas spontan generiert.