Ich habe immer aufgehört, wenn es am Schönsten war, und anderen
das Abnagen des Knochens überlassen. Meine Unternehmen habe ich
immer am Höhepunkt verkauft.”
Selbstbewusste Worte eines der erfolgreichsten österreichischen
Geschäftsleute: Josef G. Egger, der Wiener mit der neuen Heimat
Mallorca, wird an diesem Freitag 80 Jahre alt.
Fast hätte er diesen Geburtstag, auf den er sich so freute,
nicht mehr erlebt. Im November gab es nach einer Gallenoperation
Komplikationen, das Herz blieb zehnmal stehen; Egger lag tagelang
auf der Intensivstation – und sprang dem Tod von der Schippe.
„Die Ärzte waren unglaublich gut”, sagt Egger, „heutzutage ist
man auf Mallorca medizinisch perfekt aufgehoben.” Sein eiserner
Wille, der sein ganzes Leben kennzeichnet, half ihm dabei, in sein
zweites Leben, das auf Mallorca, zurückzukehren.
Zurück zu den Anfängen. Eigentlich hatte der dritte Sohn des
damals sehr berühmten Schauspielers Josef Egger wie seine Brüder
Musiker werden sollen. (Der Vater machte 60 Filme, vor allem
Operettenfilme mit Musik von Lehar, Stoltz und Kalman, spielte aber
auch in Western mit: In „Eine Handvoll Dollar” mit Clint Eastwood
zum Beispiel verkörperte er den Totengräber).
Doch 1945, nach der Rückkehr aus Russland, lernte Egger eine
Schweizerin kennen, Hauptaktionärin von Suchard, die offenbar sein
wahres Talent erkannte, ihm dringend riet, „einen anständigen
Beruf” zu erlernen und ihm einen Job als Schokoladenvertreter bei
Suchard besorgte.
Egger kam langsam zu Geld. Doch richtig ans Verdienen ging es,
als er auf den Verkauf von Kaffeemaschinen umstieg: Bald war er
Generalvertreter Österreich für die damalige Nummer-Eins-Maschine
in der Gastronomie „Faema”, fünf Jahre später hatte er 30.000 davon
verkauft.
Dann wechselte er zu Westinghouse Electric, dem neben General
Electric damals größten Elektrokonzern der Welt. Rasch wurde Egger
Generalvertreter nicht nur für Österreich, sondern für den gesamten
Comecon, das Ostblock-Gegenstück zur EWG.
Der Österreicher verkaufte nun Stromverbraucher und -lieferanten
jeder Art – von der Glühbirne zum Atomkraftwerk. Mit immer größerem
Erfolg, der ihn finanziell unabhängig machen sollte. Einen Teil der
Gewinne investierte Egger in Hotels und Apartementanlagen auf
Teneriffa: Er zählt zu den Entdeckern der heutigen
Touristenhochburg Playa de las Americas. Bis auf ein Haus, das sein
Sohn führt, hat er alle Hotels jedoch längst wieder verkauft.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dem Ende des Comecon und
der Öffnung des Ostens zum Westen war es vorbei mit der
Sonderstellung von Westinghouse. Egger, damals 60, zog sich zurück
– und begann sein zweites Leben.
Das auf Mallorca. Die Insel hatte er auf einer Segeltour
kennengelernt. 1985 kaufte er ein Haus in Cala Vinyas, später eine
große Finca mit viel Land zwischen Esporlas und Puigpunyent. Er
begann Leben und Werk seines großen österreichischen Landsmanns
Erzherzog Ludwig Salvator zu studieren, der Ende des 19. und Anfang
des 20. Jahrunderts viele Spuren auf Mallorca hinterließ, und
beschloss, ihn und Mallorca in Österreich bekannter zu machen.
Dabei begann Egger selbst auch kräftig Spuren zu hinterlassen,
wobei seine reizende Frau Elfi (77, seit 50 Jahren mit ihm
verheiratet) anzumerken pflegt, diese seien am ehesten in ihrem
Gesicht zu sehen.
Egger gründete 1993 den Österreichischen Verein der Freunde
Mallorcas, der etwa 100 Mitglieder hat, von dem der Gründer aber
nicht zu Unrecht sagt: „Der Verein bin ich.” Der
Ein-Mann-Exekutivausschuss widmet sich fast ausschließlich dem
Kulturaustausch zwischen Österreich und Mallorca. „Hier
manifestiert sich meine künstlerische Herkunft”, sagt Egger, „ich
habe große Freude daran, mich mit Musik und Kunst zu beschäftigen
und andere daran teilhaben zu lassen.”
Große Konzerte hat Egger in Palma und in Wien veranstaltet
(siehe rechts), große Künstler auftreten lassen. Stars und Publikum
kommen gern, wenn „Sepp”, wie ihn seine Freunde nennen, ruft. Jede
seiner Veranstaltungen ist ausverkauft.
Josef Egger hat viele Facetten. Er ist ein Philosoph und
Philantrop, ein Charmeur und Schwerenöter, ein liebevoller
Großvater, guter Freund und großwe Tiewefreund. Er ist der beste
Botschafter Österreichs auf Mallorca und der beste Anwalt Mallorcas
in Wien.
Er kennt Hinz und Kunz und bringt deshalb Dinge zuwege, die
anderen unmöglich wären. Und: „Ich habe mir nie etwas zu Schulden
kommen lassen und nie jemanden betrogen. Deshalb kommen auch nur
Freunde zu meiner Geburtstagsfeier.”
Sein Haus bei Wien sieht ihn nur noch selten. „Elfi und ich
gehören nach Mallorca”, sagt Sepp. Hier baut er Wein an und züchtet
Schafe, hier plant er Konzerte und entwirft Programme. Hier feiert
er auch seinen 80. Geburtstag, mit der Familie und mit vielen
Freunden. Alle, die ihn kennen, schätzen und lieben, Österreicher,
Mallorquiner, Deutsche, Schweizer, wünschen Elfi und ihm ein langes
gemeinsames, weiterhin erfülltes Leben in bester Gesundheit. Von
Herzen Glück und Gesundheit, Herr Kommerzialrat, lieber Sepp.
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