Mallorquiner sind nicht gerade für ihre Reisefreudigkeit
berühmt. Und so mancher hat seine Insel noch nie verlassen. Um mit
anderen Kulturen in Kontakt zu kommen, ist dies auch nicht zwingend
nötig. Die halbe Welt lebt auf Mallorca. Viele davon jedoch ohne
die erforderlichen Papiere. Als Illegale werden sie nicht nur im
offiziellen Sprachgebrauch geführt, was den Grad ihrer Beliebtheit
verdeutlicht. Als ob es illegale Menschen gibt. Aber darum geht es
eigentlich nicht, denn diese Bezeichnung wird für viele betroffene
Immigranten bald Schnee von gestern sein.
Das Ausländergesetz wird schon wieder reformiert. Wurde es unter
der Aznar-Regierung noch drastisch verschärft, lockern die
Sozialisten die Paragraphen und sorgen damit dafür, dass ein jeder,
der vor dem 8. August in Spanien gemeldet war, kein Krimineller ist
und eine Arbeit hat, alle für einen Aufenthalt nötigen Papiere
bekommen soll. Sprich: vom illegalen ins rechtschaffene Lager
wechselt. Das mag so manchem Konservativen, der um sein
sprachliches und kulturelles, vor allem aber um sein materielles
Gut fürchtet, die Tränen in die Augen treiben. Aber dann soll er
halt heulen.
Im Gegensatz zu der Aznar-Gesetzgebung kann Zapateros
„Generalamnestie” auch nur schwer von Kommunalregierungen
untergraben werden. Unter der vorigen Fortschrittspaktregierung auf
Mallorca, die der Zentralregierung nicht wohlgesonnen war, wurde
beispielsweise die Devise ausgegeben, verdächtige Immigranten nur
dann zu kontrollieren, wenn es absolut unvermeidlich war. Die harte
Abschiebungslinie der Partido Popular fruchtete damit zumindest auf
den Balearen nicht.
Vor allem aber wird dem Sklaventreibertum der Unternehmer und
Vermieter mit dem neuen Gesetz ein Riegel vorgeschoben. Denn sich
illegal seinen Illegalen gegenüber zu verhalten, ist bald nicht
mehr möglich.
Bleibt zu hoffen, dass die muffigen balearischen
Ausländerbehörden auch vom frischen Wind aus Madrid gelüftet
werden, denn ihnen wird alles andere als Ausländerfreundlichkeit
nachgesagt.
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