Mit für Mallorca ungewöhnlich starken Schneefällen hat der
Winter ein furioses Gastspiel auf der Sonneninsel gegeben. Die
weiße Pracht beschränkte sich nicht wie sonst auf die Gipfel der
höchsten Berge, sondern bedeckte am Mittwoch selbst den braunen
Sand am Stadtrand von Palma. Der Schnee blieb dort den ganzen Tag
über liegen, während die Kirchtürme der Kathedrale im wieder
einsetzenden Flockenwirbel am Nachmittag ein geradezu spektakuläres
Bild darboten. Nach den Annalen der Wetterkundler handelt es sich
um die drittstärksten Schneefälle seit 100 Jahren. Nur 1983 und
1956 gingen mehr Flocken auf die Insel nieder.
Der Winterzauber hatte zum Teil gravierende Folgen: Besonders in
der Bergregion musste die Polizei zahlreiche Landstraßen wegen
Schneefalls und Eisglätte sperren. Im Vergleich zum spanischen
Festland kam die Insel jedoch glimpflich davon. Dort herrschten zum
Teil aktische Minusgrade.
Auf Mallorca erhielten Schwertransporter Fahrverbot. In mehreren
Kommunen im Inselinnern fiel der Strom aus. Gleichzeitig meldete
der Energieversorger neue Rekorde beim Strom- und Gasverbrauch.
Mehrere Fährverbindungen mussten abgesagt werden. Auf dem Flughafen
vereisten einige Maschinen und konnten nicht starten. Der
Schultransport über Land wurde ausgesetzt, die meisten Schulen
blieben jedoch geöffnet. In Sa Pobla fürchteten die Kartoffelbauern
um ihre Frühernte.
Die Kältewelle forderte zudem ein Todesopfer, ein mittelloser
Mann starb an Unterkühlung.
Eingesetzt hatte das Schneetreiben bereits am Montag abend. Am
Dienstag und Mittwoch schneite es daraufhin immer wieder in weiten
Teilen der Insel, in den Hochlagen der Serra de Tramuntana sogar
ununterbrochen. Auf Mallorcas höchstem Berggipfel, dem 1147 Meter
hohen Puig Major, fiel ein Meter Schnee, am Cúper-Stausee waren es
30, in Lluc 25 Zentimeter. Sogar in Campos, Inca und Palma-Portopí
maßen die Wetterexperten einen zentimeter Schnee. Auf den
Autodächern in Palma wuchs die Schneedecke dagegen auf bis zu fünf
Zentimeter an. Am Mittwoch abend konnte man in den Straßen der
Haupstadt Jugendliche Schneebälle werfen und kleine Schneemänner
bauen sehen. Auf den Kreuzungen der Innenstadt standen Polizisten
und warnten die Autofahrer eindringlich vor Glatteisbildung.
Die Temperaturen waren dementsprechend niedrig. Der kälteste
Wert wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mit minus 7'9
Grad auf der Serra de Alfàbia registriert, auch tagsüber lag die
Temperatur bei minus 5 Grad. Im Bergkloster Lluc wurden minus 2'6
Grad gemessen. In der Nacht zum Donnerstag war es auf der
mallorquinischen Zentralebene am frostigsten. In Campos wurden
minus 4'6 Grad, am Aiport in Palma minus 4 Grad gemessen. Tagsüber
kletterte die Quecksilbersäule am Mittwoch in Palma bis auf fünf
Grad, für Donnerstag wurden sieben Grad erwartet. Die gefühlte
Temperatur mutete jedoch aufgrund des eisigen Windes kälter an. Auf
der Serra de Alfàbia wurden am Mittwoch Windböen von 100
Stundenkilometern gemessen.
Die Witterung wühlte das Meer im Norden der Insel auf. In der
Bucht von Pollença trieb der Wind die Wassermassen vor sich her.
Die Küstenstraße zwischen Port de Pollença und Alcúdia wurde in der
Nacht zum Mittwoch überflutet.
Betroffen war auch der Fährverkehr. Die Seeverbindungen von
Mallorca nach Menorca und Ibiza wurden eingestellt. Die Fähren vom
Festland nach Palma trafen mit zwei Stunden Verspätung ein.
Schnee auf Menorca, ein nahezu unbekanntes Phänomen, verursachte
die Schließung des dortigen Airports. Neun Flüge zwischen Palma und
Mahón wurden abgesagt. In Palma mussten am Mittwoch drei Maschinen
der deutschen Fluggesellschaft Air Berlin am Boden bleiben. Schnee
und Frost hatten die Tragflächen der Flugzeuge vereisen lassen,
sagte Álvaro Middelmann, Südeuropa - Direktor der Airline zu
MM. Rund 300 Passagiere wurden auf andere Maschinen
umgebucht. Diese Flugzeuge hielten sich nur kurz am Boden auf und
hatten deshalb keine Eisprobleme.
Da viele Menschen auf der Insel mit Strom heizen, registrierte
der Energieversorger Gesa / Endesa eine neue Spitzenlast von 937
Megawatt. Damit war der alte Rekord vom vergangenen Sommer mit 924
Megawatt gebrochen. Gleichwohl waren am Dienstag Hunderte von
Haushalte in Consell, Binissalem, Santa Eugènia, Alaró sowie in
Arenal zeitweise ohne Strom. Am Mittwoch wiederum blieben die
Altstadt von Palma sowie Teile von Palmanova im Finstern.
Der Kälteeinbruch auf Mallorca scheint indes bald ausgestanden
zu sein. Zumindest von Montag an sollen die Temperaturen tagsüber
wieder auf bis zwölf Grad nach oben gehen.
Der Griff des Winters nach der Sonneninsel brachte sie weltweit
in die Medien. Außer den deutschen und spanischen Hauptnachrichten
waren die verschneiten Palmen Palmen und Orangenbäume der Insel
auch CNN und Sky News ein Bericht wert.
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