Ein Winzer kann das menschenmögliche an Wissen, Erfahrung und
Technik zum Einsatz bringen, er bleibt trotzdem ein Spielball der
alljährlich schwankenden Wetterbedingungen an seinem Standort. Zu
viel Regen oder zu wenig, zu viel Hitze, zu wenige Sonnenstunden,
Hagel oder andere Naturereignisse können seinen Ertrag beträchtlich
mindern und die Qualität des Lesegutes stark beeinträchtigen.
Man wird der Sache jedoch nicht gerecht, würde man zum Beispiel
von einem schlechten Jahr XY für den spanischen Wein sprechen. In
einem so weitläufigen Weinland wie Spanien, mit so großen
geomorphologischen Unterschieden, manchmal sogar innerhalb der
Provinzen, muss man bei der Beurteilung der Qualität eines
Jahrganges sehr genau hinschauen.
Wirklich schlechte Jahrgänge gibt es heutzutage dank modernster
Kellertechnik nicht mehr, örtliche Naturkatastrophen einmal
ausgenommen. Die Crianzas der Ernte des Jahres 2001 zum Beispiel,
sozusagen die ersten des neuen Jahrtausends, lassen in puncto
Qualität kaum Wünsche offen. Einige der Ecken und Kanten ihrer
früheren Jugend sind inzwischen mit den Jahren abgeschliffen. Sie
haben sich in weiche, harmonische Weine gewandelt.
Mein heutiger Crianza stammt aus der Rioja, genauer gesagt von
der traditionsreichen Bodega Muga, die vor kurzem ihr 70jähriges
Jubiläum feierte. Mit etwa 12 Euro durchaus noch angenehm im Preis,
passt dieser Rotwein in die moderne Zeit. Der Hauptanteil
Tempranillo wurde ergänzt durch Mazuelo und Graciano. Der
Kellermeister verstand es aufs allerbeste, die Traube im optimalen
Reifezustand mit dem Holz der Eiche zu verbinden. Das Ergebnis ist
ein moderner Riojaner mit kraftvollem Aroma, ausgeprägter Frucht–
und Holznote und leicht balsamischen Ton. Er hat einen langen,
weichen Abgang. Der Muga Crianza 2001 gefällt und überzeugt, fast
schon ein Wein für alle Tage.j
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