Beim Smalltalk unter Mallorca-Residenten ist der Spruch immer
wieder einmal zu hören. Mallorca sei zu teuer, zu voll, zu out.
Infolgedessen: „Es ziehen viel mehr Leute von der Insel weg, als
neue Zuwanderer aus Deutschland nachkommen.” Und gerade die
Spediteure, die mit ihren Lastwagen immer dicht am Puls der Zeit
unterwegs sind, sollen angeblich stets mit vollen Containern gen
alte Heimat unterwegs sein, aber südwärts in Richtung Sonneninsel
meist nur kalte Leere transportieren. MM wollte der Sache
auf den Grund gehen und befragte ein Dutzend Speditionen mit
Schwerpunkt Mallorca.
Soviel vorneweg: An der These ist so gut wie nichts dran. Bis
auf eine Ausnahme konnte keine der internationalen Umzugsfirmen
auch nur im Ansatz bestätigen, dass deutschsprachige Residenten die
Insel verließen wie sprichwörtlich die Ratten das sinkende Schiff.
Vielmehr ist es so, dass die Bilanz sowohl kurz– als auch
langfristig über Jahre hinweg ausgeglichen ist. Das Aufkommen der
Rückwanderer und der neuen Zuwanderer hält sich die Waage – mit
einem jungen Trend verstärkt hin zur Insel. „Noch vor Weihnachten
dachten wir, das sind aber viele, die von Mallorca wegziehen. Aber
nun, im Januar, ziehen schon wieder etliche hin”, hat Bernd
Schäfer, Geschäftsführer bei der Firma Transbroker beobachtet.
Ähnlich sieht es die Spedition Klotz Umzüge. „Das Jahr hat gut
angefangen. Für die ersten drei Monate haben wir eine ganze Menge
Aufträge und fahren mehr Fracht nach Mallorca als in Richtung
Deutschland”, sagt Inhaber Jonny Pachulski. Gleichlautender Tenor
bei Plate Transporte: „2004 wollten alle von der Insel weg, und
jetzt gehen alle Anfragen wieder in Richtung Insel – und zwar
hauptsächlich wegen Hauskäufen auf Mallorca”, so die Chefin Sabine
Saalbach.
Über längere Zeiträume hinweg scheint sich das
Speditionsgeschäft stets ausgeglichen zu haben. „Die These, dass
mehr Leute wegziehen als nachkommen, kann ich so nicht bestätigen.
Im Gegenteil, das Kommen und Gehen der Menschen hält sich seit
Jahren die Waage”, sagt der Geschäftsführer und Inhaber der
Spedition Nikol's Transporte, Klaus Beierlieb. Mit Blick auf 2005
sagt der Spediteur, das Aufkommen sei sehr gut. „Es kommen wieder
mehr Leute mit Geld auf die Insel. Und am Transport von Neumöbeln,
Küchen und Wasseraufbereitungsanlagen ist zu spüren, dass auch im
Baubereich wieder etwas los ist.” Ähnlich sieht es der
Geschäftsführer der Hamburger Firma Otto Krosanke, Gerhard Kopp.
„In den vergangenen sechs, sieben Jahren haben sich die
Wegziehenden und die Hinziehenden die Waage gehalten.” Sogar in den
sprichwörtlichen Boomjahren Anfang bis Mitte der 90er Jahre sei
ebenfalls kein boomartiges Frachtaufkommen in nur eine
Fahrtrichtung festzustellen gewesen.
Gleichwohl haben andere Speditionen zumindest das Jahr 2003 in
schlechter Erinnerung. „Damals zogen mehr Menschen zurück nach
Deutschland als sonst”, erinnert sich Beate Baulig von der Firma
Umzüge Mediterraneo. Gleichwohl war die Bilanz insgesamt
ausgeglichen. Einen großen Einbruch im Gesamtaufkommen habe es
jedoch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gegeben. „2003
verließen mehr Deutsche die Insel, als hierher zogen”, beobachtete
Brigitte Helmich von der Umzug Strauch GmbH in Oberhausen. „Das ist
aber seit Frühjahr 2004 wieder vorbei.” Mit Ausnahme dieses
negativen Jahres befördere das seit 1920 bestehende
Familienunternehmen jedes Jahr mehr Fracht auf die Insel. „Seit
1998 ist Mallorca bei uns Tendenz steigend.” Hierbei machten die zu
verlagernden Privathaushalte rund 90 Prozent des Aufkommens
aus.
Nach Mallorca wanderten nach Helmichs Worten vor allem die
Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren aus (zirka 60 Prozent),
gefolgt von den angehenden Ruheständlern (etwa 40 Prozent).
Die Bewegungen auf dem Speditionsmarkt werden indes von den
befragten Firmen nicht ganz einheitlich bewertet. Zwar liegen auch
nach Ansicht der Firma Spanien Umzüge die Anzahl der Wegzieher und
Herzieher etwa gleich auf. Aber früher war der Anteil der
Zureisenden größer. „Vor vier Jahren zogen 90 Prozent der Leute
nach Mallorca, zehn Prozent kehrten nach Deutschland zurück. Heute
ist es 50:50”, sagte der Firmensprecher Josep Enric. Was sich
ebenfalls verändert habe, sei das Frachtaufkommen. „Setzen wir das
Frachtgut von damals mit 100 Prozent gleich, sind es derzeit nur
etwa 30 Prozent.” Eine neue Entwicklung aber sei das Phänomen, dass
Mallorca-Deutsche von der Insel zum spanischen Festland nach Málaga
oder Alicante übersiedelten.
Mehr Rückfracht nach Deutschland als Herfracht auf die Insel
registrierte die Firma Low Budget. Seit der Einführung des Euro sei
die Situation nicht mehr so rosig, obgleich sie immer noch deutlich
besser sei als in Deutschland. „Vor elf Jahren war es einfacher”,
sagte eine Sprecherin.
Eine Erklärung, woher die These mit dem starken Wegzug der
Deutschen stammt, glaubt Norbert Meckel von der gleichnamigen
Speditionsfirma Der Meckel zu haben. „Jeder Kunde, der Mallorca den
Rücken kehrt, möchte wissen, ob seine persönliche Entscheidung im
Trend liegt, er also nicht der einzige ist, der wegzieht. Und hinzu
kommt, dass man in Residentenkreisen meist nur diejenigen kennt,
die wegziehen. Denn die, die neu auf der Insel eintreffen, kennt
man ja meist noch gar nicht.” Gleichwohl schätzt Norbert Meckel,
dass von den deutschen Zuwanderern letztlich 70 Prozent wieder in
die Bundesrepublik zurückkehren, sei es aus privaten, beruflichen
oder Altersgründen. Anders herum gesagt bedeutet das, dass knapp
ein Drittel dauerhaft auf der Insel bleibt.
Friedrich Wilhelm Detzner, Standortchef der Umzugsfirma
Kennemann, ist sich sicher, dass die Insel bei den deutschen
Residenten weder jetzt noch in der Vergangenheit per Saldo ein
Minus verbuchen musste. Heidi Kammerer von Kammerer Umzüge hat
beobachtet, dass es jedes Jahr ein bis zwei Monate gibt, in denen
mehr Menschen von Süd nach Nord umziehen als umgekehrt. Sonst aber
gehe der Strom eher in Richtung Insel. „Hinunterzu haben wir die
Lastwagen fast immer voll, hochzu hat man sie nie ganz voll.
Transporte in Richtung Deutschland sind deshalb für uns eher ein
Zubrot.”j blik zurückkehren, sei es aus privaten, beruflichen oder
Altersgründen. Anders herum gesagt bedeutet das, dass knapp ein
Drittel dauerhaft auf der Insel bleibt.
Friedrich Wilhelm Detzner, Standortchef der Umzugsfirma
Kennemann, ist sich sicher, dass die Insel bei den deutschen
Residenten weder jetzt noch in der Vergangenheit per Saldo ein
Minus verbuchen musste. Heidi Kammerer von Kammerer Umzüge hat
beobachtet, dass es jedes Jahr ein bis zwei Monate gibt, in denen
mehr Menschen von Süd nach Nord umziehen als umgekehrt. Sonst aber
gehe der Strom eher in Richtung Insel. „Hinunterzu haben wir die
Lastwagen fast immer voll, hochzu hat man sie nie ganz voll.
Transporte in Richtung Deutschland sind deshalb für uns eher ein
Zubrot.”
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