Der Bau einer modernen Bäderklinik auf Mallorca, wie ihn
deutsche Investoren seit acht Jahren bei der einzigen Thermalquelle
Sant Joan de la Font Santa bei Campos planten, ist vom Tisch. „Wir
ziehen uns aus dem Projekt zurück. Wir können unser Vorhaben dort
nicht realisieren”, sagte der Direktor der privaten Schüchtermann
Kliniken in Bad Rothenfelde, Herbert Riesenbeck, am Dienstag auf
MM-Anfrage. Damit verliert die Insel eine Investition von rund 50
Millionen Euro.
Als Begründung für das Aus nannte Riesenbeck Differenzen mit dem
Projektpartner. „Es liegt daran, dass wir uns mit den Eigentümern
nicht einigen können.” Einzelheiten nannte Riesenbeck nicht. Es sei
eine „herbe Enttäuschung”.
Zum Hintergrund: Das Heilbad („Balneario”) in Campos, das
bereits Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden war, wird von
der mallorquinischen Eigentümerfamilie Morell betrieben. Seit 1996
hatten die Morells und die deutschen Investoren darum gekämpft, für
das Gemeinschaftsprojekt die notwendigen Baugenehmigungen zu
erhalten. Umso überraschender ist daher die Nachricht, beide Seiten
sollen sich zerstritten haben.
Balneario-Direktor Francisco Morell zeigte sich von der
Entscheidung der deutschen Seite gänzlich uninformiert. „Wir haben
unseren Standpunkt in keiner Weise geändert. Entweder handelt es
sich um ein Missverständnis, oder es ist ein Vorwand. Ich kann das
nicht nachvollziehen. Wir werden den Betrieb in unserem Heilbad
jedenfalls fortführen, egal, ob die Klinik errichtet wird oder
nicht.”
Die deutschen Privatinvestoren hatte beharrlich das Ziel
verfolgt, in Campos eine Präventions– und Rehabilitationklinik mit
rund 250 Zimmern zu errichten. Bei den Behandlungen sollte
insbesondere das mit 38 Grad aus der Erde sprudelnde Heilwasser zum
Einatz kommen. Geplant waren vier Institute für Herz– und
Kreislauf, Orthopädie und Sportmedizin, Naturheilkunde sowie
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM).
Doch die Politik stellte sich lange Zeit quer, da das zum Ausbau
des Heilbades benötigte Gelände unweit von Ses Salines teilweise
unter Naturschutz steht. Insbesondere während der Regierungszeit
des links-regionalistischen Pacte de Progrés überarbeiteten die
Investoren das Projekt. Die Zahl der Zimmer und das Ausmaß der
geplanten Bebauung wurden deutlich reduziert. „Das ist keine
verkappte Wohnanlage”, hatte Riesenbeck damals betont.
Mit der Rückkehr der Konservativen in die Balearen-Regierung
wurden die verwaltungspolitischen Hindernisse weitgehend beseitigt.
2003 stimmte das Balearen-Parlament dem Gesetz 10/2003 zu, das den
Weg für den Bau ebnete. Das Projekt ist auch im Territorialplan
enthalten.
Die deutschen Investoren, so Riesenbeck, wollen nun versuchen,
sich an einem anderen Standort auf Mallorca zu engagieren.
Angedacht sei etwa ein Thalasso-Projekt mit Meerwasser. „Wir sind
von dem Gesundheitsstandort Mallorca nach wie vor überzeugt.”
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