Mit massiver Kritik am Kirchenvorstand der deutschen
evangelischen Gemeinde auf Mallorca hat sich Pfarrer Thomas
Witt-Hoyer von der Insel verabschiedet. „Das, was mir seitens
maßgeblicher Personen des Kirchenvorstands begegnete, ist fernab
von Menschlichkeit und gegenseitiger Achtung gewesen”, schrieb der
Geistliche am Montag in einem Fax an das Mallorca Magazin.
Witt-Hoyer hatte sein neues Amt am 1. September auf Mallorca
angetreten. Kaum waren die Umzugskartons ausgepackt, kam es zu
einem schweren Konflikt mit dem Kirchenvorstand. Bereits sechs
Wochen später wurde Witt-Hoyer von seinen Aufgaben entbunden und
musste bis zum 1. Dezember mit seiner Familie aus dem Pfarrhaus
ausziehen. Der 42 Jahre alte Priester kehrte mit Frau und zwei
Töchtern nach Nordrhein-Westfalen zurück, wo er eine vorläufige
Stelle gefunden hat.
Nach Witt-Hoyers Worten war seine Dienstzeit auf der Insel
geprägt „von großer Willkür, Chaos und Orientierungslosigkeit”. Der
Pfarrer war von den Gemeindemitgliedern gewählt worden. Aber das
Votum stieß offenbar nicht auf die ungeteilte Zustimmung der neun
Vorstände. „Entscheidende Kräfte des Kirchenvorstandes waren schon
vor meiner Ankunft nicht für mich”, schreibt Witt-Hoyer.
Die konkreten Gründe, die zum Zerwürfnis führten, benennt der
Pfarrer erst auf Nachfrage. Das Pfarrhaus in Arenal sei in der Tat
„in keinem tollen Zustand” gewesen. Aber nicht diese
„Äußerlichkeiten”, sondern die mangelnde Zusammenarbeit mit dem
Kirchenvorstand seien das Problem gewesen. Als Witt-Hoyer
beispielsweise auf ein defektes Türschloss hingewiesen habe, habe
es lapidar geheißen: „In Spanien schließt man eh nicht ab.” Er habe
ja gewusst, worauf er sich einlasse, sei ihm vorgehalten worden.
Ein sachliches Gespräch habe es nicht gegeben. Vielmehr wurde ihm
von einem Kirchenvorstand gesagt: „Wären Sie doch besser nicht
gekommen.” Der Pfarrer sah daraufhin keine Basis mehr für positive
Ansätze. „Sie sind angewiesen auf die Zusammenarbeit mit den
Leuten. Da wird es eiskalt.”
Auch von der Evangelischen Kirche Deutschland (EKG) sah sich
Witt-Hoyer nicht ausreichend unterstützt. „Die EKD hat keine
vertragliche Verbindung mit der Gemeinde auf Mallorca.” Diese sei
vielmehr ein freier Verein nach spanischem Recht. „Die werden von
der EKD gar nicht kontrolliert.”
Auf MM-Anfrage bestätigte EKD-Oberkirchenrat Wolfgang Wild am
Donnerstag, dass es – anders als bei vielen anderen
Auslandsgemeinden – mit der auf Mallorca „keinen geschriebenen
Vertrag” gibt. Auf die Frage, ob die EKD das nun nachholen wolle,
antwortete Wild: „Das müssen wir jetzt tun.” Ein solcher Vertrag
regelt die gegenseitigen Rechte und Pflichten sowie die
Finanzierung. Es sei geplant, so Wild, dass der Arbeitgeber der
Pfarrer auf Mallorca künftig die EKD sein solle, und nicht mehr die
Inselgemeinde.
Allerdings waren es keine Strukturfragen, die zum Konflikt
führten, betonte Wild. „Der Streit lag nur an der Beschaffenheit
des Hauses.”
Die Vorsitzende des Kirchenrates auf Mallorca, Ruth Albrecht,
war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Gegenüber MM
hatte sie vor kurzem gesagt: „Dass der Kirchenvorstand gegen
Witt-Hoyer ist, das stimmt einfach nicht.”
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