Wenn hierzulande unter Weinkennern die Rede von den Aufsteigern
der letzten Jahre ist, muss sicherlich mit an vorderster Position
das Bierzo im Nordwesten Spaniens genannt werden.
Das Bierzo blickt auf eine sehr religiöse Vergangenheit zurück,
bedingt durch seine strategische Lage am Pilgerpfad nach Santiago
de Compostela. Es diente den Pilgern als Rastplatz auf dem langen
Marsch. Fast alle religiösen Orden waren einst im Bierzo
angesiedelt. Und es waren wie so oft die Mönche, die diese
einzigartige Weinkultur der Region begründeten.
Fast nirgendwo auf dem spanischen Festland, vielleicht mit
Ausnahme der La Mancha und ihrer Umgebung, wurde in letzter Zeit so
hart am Image und der Qualität gearbeitet wie im Bierzo. Selbst die
sogenannten Zweitweine der Bodegas sind alles andere als
gewöhnliche Tropfen, mehr als erwähnenswert und keinesfalls zu
vergleichen mit den „Qualitätsweinen” vergangener Jahrzehnte.
Was für Belondrade Lurton der Quinta Apolonia, für Chateau
Margeaux der Pavillon Rouge ist, stellt der Petalos del Bierzo für
den Corullon dar. Preislich knapp über zwölf Euro orientiert,
besteht der Petalos del Bierzo ausschließlich aus Mencia, einer
dort ansässigen roten Rebsorte, die dem Cabernet Franc ähnelt.
Verantwortlich für diesen eleganten, sauberen Rotwein zeichnet die
Bodega Descendientes de J. Palacios aus Leon (Bierzo).
Der Petalos del Bierzo 2003 blickt auf vier Monate im Barrique
zurück und ist keineswegs ein Exemplar dieser wuchtigen Rotweine,
die einem beim ersten Schluck fast den Gaumen betäuben. Dieser
feine Rotwein wirkt fast etwas zerbrechlich mit seinem Aroma von
Blütenblättern, seiner zarten Frucht von Kirsche und Brombeere und
seinem weichen Körper.
Der Petalos del Bierzo, dieser sehr authentische Rotwein aus
einer für spanische Verhältnisse nördlichen Weingegend sollte nicht
zu schweren Braten getrunken, sondern eher als Begleitung für
Nudelgerichte, aber auch zu Fisch gewählt werden.
Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Casa del Vino in Manacor.
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