RIU, die mallorquinische Vorzeige-Hotelkette, übernimmt 9'9
Prozent der TUI-Anteile und wird damit größer Einzelaktionär des
Reise-Riesen. Mit den Inhabern Carmen und Luis sitzen die
Unternehmensgruppe Matutes und die Bank CAM im Boot. Erstmals wird
die vertikale Integration der Touristik jetzt von der anderen Seite
aufgezogen: Nicht Veranstalter kaufen Hotels, die Hotels kaufen
(Teile) der Veranstalter. Und weil die Hoteliers von einer
Urlaubsinsel kommen (deren letzte Krise noch frisch im Gedächtnis
ist, und deren Hoteliers auch heute nicht gerade vor
wirtschaftlicher Gesundheit strotzen) glauben jetzt viele, man
könne die Touristenströme jetzt mit anderen Zielvorgaben lenken.
Sprich: mehr nach Spanien.
Wer vor allem Carmen Riu bislang kennenlernen konnte, wird
allerdings wissen, dass sie vor allem eine kühl rechnende
Geschäftsfrau ist. Und das ist auch gut so. Wenn sie aus
sentimentalem Heimatgefühl versuchen würde, Mallorca zu helfen,
würde sie über kurz oder lang sowohl ihren Unternehmen (TUI und
RIU) schaden als auch ihrer Insel. Denn die Hilfe würde nichts
anderes bedeuten, als Unternehmenspolitik vorbei am Kunden zu
machen. Was der über kurz oder lang bestraft.
Nein, in erster Linie werden die Investoren wollen, dass sich
ihr Investment lohnt. Und dass die eigenen Hotels etwas davon
haben, aber das war bei RIU ohnehin schon der Fall; seit 1993
betreiben TUI und RIU gemeinsam die Hotels der Marke RIU.
Das 310-Millionen-Euro-Geschäft ist in ganz anderer Hinsicht
maßgeblich. Es zeigt einmal mehr, wie stark Spanien, vor allem auch
die Balearen, von der Entwicklung des Tourismus in den vergangenen
Jahrzehnten profitiert haben. Es ist unglaublich viel Geld verdient
und Know-how angehäuft worden. Und zwar so viel, dass es reicht,
dass gleich mehrere spanische Unternehmen um die Beteiligung an der
TUI gestritten haben.
Wer behauptet, dass die reichen Länder die armen nur als
Reiseziele ausbeuten, hat nie die Touristiker in Spanien
kennengelernt. Die haben begonnen, Deutschland zu erobern.
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