Smart sieht er aus, kein bisschen gestresst nach dem langen
Arbeitstag, und zum Interview lehnt sich Hannes Jaenicke entspannt
zurück und gönnt sich erstmal eine Zigarre. Welche Fragen werden
ihm denn besonders häufig gestellt? „Durch meine letzten
,Tatort'-Auftritte war zum Beispiel diese sehr beliebt: ,Wie ist es
denn, Frau Furtwängler zu küssen?*” Na gut, die Frage lassen wir
dann mal und kommen zur eigentlichen Hauptfigur.
Hannes Jaenicke war eine Woche Dozent an der Mallorca Film
Academy (MFA), um junge Schauspieler zu unterrichten, die noch ganz
am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Dass die Schüler hier
mehr als nur gute Tips bekommen, dafür sorgt unter anderem Lou
Binder, Regisseur und künstlerischer Leiter der MFA, mit der
Auswahl seiner Dozenten. In einem alten Stadtpalais in der Straße
Sant Jaume 6 finden seit März Kurse der privaten Filmschule statt,
mit Dozenten wie Dieter Wedel, Doris Dörrie oder Detlef Buck.
Hannes Jaenicke gehört zu den bekanntesten Film– und
Fernsehdarstellern Deutschlands, und er ist einer der wenigen, die
auch international erfolgreich sind. Seit dem Kinohit „Abwärts”
(1984), in dem er den Kontrahenten Götz Georges spielte, ging es
nicht nur in Deutschland beruflich bergauf. Jaenicke war
mittlerweile in unzähligen deutschen Film–, Fernseh– und
Theaterproduktionen zu sehen, in Amerika drehte er schon mit Burt
Lancaster, Julie Christie und Catherine Zeta-Jones. Bei der
Erinnerung an die Zusammenarbeit mit der Waliserin, mit der er 1995
den Historienfilm „Katharina die Große” drehte, kommt er heute noch
ins Schwärmen.
Dass Hannes Jaenicke auch gute Drehbücher schreibt, hat er nicht
nur mit dem Script zum Kino-Überraschungserfolg „Abgeschminkt!”
(1993) bewiesen. Selbstgeschriebene Drehbuchszenen hatte er auch
für seine Schüler in Palma im Gepäck, und in der intensiven
Unterrichtswoche hieß es dann für die acht Schauspieler „learning
by doing”. „Ich versuche, meinen Schülern in den sechs Tagen
unserer Zusammenarbeit so viel wie möglich mitzugeben”, erklärt
Jaenicke. Vorangegangen waren zwei Tage kompaktes
„Bewerbungstraining” mit der Casting-Spezialistin Sabine Schroth.
„Hier haben unsere Schauspieler wichtige Leitlinien und wertvolle
Tips für die langwierige Bewerbungsprozedur erhalten, die ihnen bei
der Jobsuche bevorsteht”, so Jaenicke weiter. „Jetzt arbeite ich
sechs Tage lang intensiv mit ihnen an kleinen Szenen, sowohl
eigenen als auch Szenen aus anderen Filmen, mit dem Ziel, dass sie
möglichst fit sind für die nächste Bewerbung.” Es wird gelesen,
geprobt, korrigiert und wieder geprobt, und am Ende wird gedreht,
„denn jeder meiner Schüler soll nach diesen Tagen ein Demo-Band mit
mindestens zwei filmreifen Szenen im Gepäck haben”.
Welche Erfahrungen gibt Jaenicke seinen Schülern mit? Sind es
eher Tips aus der Praxis oder Anleitungen aus seiner eigenen
Schauspiel-Schülerzeit? „Viel aus der Praxis”, sagt der 44jährige,
„aber ohne meine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar wäre ich nicht
das, was ich heute bin.” Die Wiener Opernschule und die „London
School of Modern Dance” gehören ebenfalls zu dem Pool, aus dem er
schöpft, wenn er seine Schützlinge auf den harten Weg des
Schauspielberufes vorbereitet. Was braucht ein guter Schauspieler
unbedingt? „Talent, viel Glück, und harte Arbeit, eine Zauberformel
gibt es nicht.” „Ich mache lieber amerikanische Filme als deutschen
Serienschwachsinn”, soll Jaenicke mal gesagt haben. „Kann sein,
dass ich so was ähnliches mal geäußert habe.” Viel wichtiger sei
aber die Bedeutung dieses Zitates, die er auch immer seinen
Schülern mitgibt: „In Deutschland werden einem Schauspieler keine
,Fehler' verziehen. Wer hier einmal in schlechten Serien
mitgespielt hat, hat diesen ,Serienstempel' für immer auf der
Stirn. Das deutsche Publikum vergisst so etwas nicht.” Ganz anders
sei das in Amerika, hier könne ein Schauspieler am Anfang seiner
Karriere die schlechtesten, peinlichsten Sachen machen und trotzdem
zum Superstar aufsteigen.
Jaenickes Schüler in Palma sind vom Superstar noch weit
entfernt, „aber sie bekommen bei uns ein paar solide Werkzeuge in
die Hand, die ihnen auf ihrem weiteren Weg hoffentlich nützlich
sind”, sagt Jaenicke.
Wird der Schauspieler beim Kurzfilmfestival der MFA im März 2005
dabeisein? „Davon weiß ich noch gar nichts”, lacht Jaenicke, und
dreht sich fragend zu Lou Binder um, „aber wenn es so gut wird wie
eure Eröffnung hier im März, bin ich dabei.” Und dann kommt er
nochmal ins Schwärmen, diesmal nicht über seine berühmte Kollegin
Zeta-Jones, sondern über Palma. „Ich bin total begeistert von
dieser Stadt!” Über den Rest der Insel könne er nicht viel sagen,
aber Palma habe ihn absolut erstaunt, mit der schön renovierten
Altstadt, den hübschen Gassen, und dem Angebot an Bars und
Restaurants, „die gar nicht so touristisch sind, wie ich dachte”.
Also dann, bis zum März!
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