Nach drei Wochen Urlaub in Santa Ponça verließ Christoph Daum
die Insel am Donnerstagmittag. In den letzten Stunden seiner Ferien
war der Fußballtrainer ein gefragter Mann: DFB-Teamchef Rudi Völler
hatte am Morgen seinen Rücktritt erklärt und zog damit die
Konsequenzen aus dem frühzeitigen Ausscheiden der deutschen
Mannschaft bei der EM in Portugal (am Mittwoch nach der
1:2-Niederlage gegen Tschechien war alles vorbei).
Als einer der möglichen Nachfolger für Völler wurde neben Ottmar
Hitzfeld auch Daum genannt, der vor einigen Wochen mit Fenerbahçe
Istanbul türkischer Meister geworden war. Würde er zur Verfügung
stehen, wenn man nach ihm riefe? „Ich habe den deutschen Fußball
immer unterstützt und zugearbeitet. Das wird auch in Zukunft so
bleiben”, so Daum kurz vor seiner Abreise gegenüber MM. Im
Job des Bundestrainers wird man ihn aber wohl nicht so bald sehen:
„Jeder weiß, dass ich bei Fenerbahçe noch einen Vertrag bis 2005
habe. Daran hat auch das Ausscheiden der deutschen Mannschaft bei
der EM nichts geändert.” Den Schritt von Rudi Völler beurteilt Daum
als eine „sehr persönliche Entscheidung. Ich möchte ihm danken, für
das, was er für den deutschen Fußball getan hat”.
Christoph Daum hat die Spiele der Europameisterschaft bisher auf
der Insel verfolgt, die Partie Deutschland gegen Tschechien sah er
im VIP-Bereich des Mega-Parks an der Playa de Palma. Zu der
deutschen Niederlage meinte er nach dem Schlusspfiff: „Erst war es
ein bisschen Pech, dann kam Unvermögen dazu. Wir haben wieder die
hochkarätigsten Chancen ausgelassen. Uns fehlt ein Knipser wie van
Nistelroy.” Das sei auch schon in den ersten beiden Begegnungen der
Vorrunde das Hauptproblem gewesen. „Wir sind in erster Linie an der
mangelhaften Chancenverwertung gescheitert. Gegen Holland haben wir
gleich das Heft in die Hand genommen, dann aber nicht das 2:0
gemacht. Gegen Lettland gab es auch genügend Möglichkeiten, gegen
Tschechien einige Groß-Chancen. Das Bemühen war da, es hat aber
gefehlt, dass einige wirklich dahin gehen, wo es wehtut.”
Die Überraschung Nummer eins im bisherigen Verlauf der EM sind
nach Daums Meinung die Griechen. „Eine Riesenleistung von Otto
Rehhagel, der wirklich herausragende Arbeit abgeliefert hat.
Griechenland kann jetzt völlig befreit aufspielen.”
Trotzdem glaubt Daum, der am Samstag, 26. Juni, wieder nach
Istanbul fliegt, wo für den 28. Juni der Trainingsauftakt bei
Fenerbahçe terminiert ist, dass Frankreich für die Helenen
Endstation ist. „Die individuelle Qualität der Franzosen wird
reichen, um die Griechen zu eliminieren. Obwohl die Franzosen
bisher wirklich über weite Strecken enttäuscht haben. Wenn sie aber
jetzt die Kurve kriegen, geht die Titelvergabe über Frankreich.
Aber im Halbfinale wird es zu der Begegnung kommen, die für mich
das vorgezogene Finale ist. Frankreich gegen Tschechien. Mein Tipp:
Eine dieser beiden Mannschaften trifft im Finale auf England.”
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