Bedingt durch ein gewaltiges Überangebot an Weinen entstand über
die Jahre vor allem beim deutschen Weintrinker eine gewisse
„Rioja–Müdigkeit”. Wo immer man in Supermärkten, Weinhandlungen
oder in der Werbung auf spanischen Rotwein traf, kam er aus der
Rioja. Sicher trug auch die ständige Schwemme mittelmässiger
Massenware aus dieser Region zu der Übersättigung bei. Viele
Händler, aber auch Restaurants machten sich bei der Gestaltung
ihrer Weinkarte gar nicht mehr auf die Suche nach Neuem. Sollte es
einen „Spanier” auf der Karte geben, musste es einer aus der Rioja
sein.
In der Zwischenzeit haben wir unseren Weinhorizont erweitert und
uns Rot– und Weißweine aus vielen teils neuen, aufregenden Gegenden
Spaniens zu Gemüte geführt. Aber, bei aller „Rioja–Müdigkeit”: es
gibt sie, die großen Riojaweine, und nicht zu knapp. Zeit, eine
Lanze für diese grandiose Weinregion mit ihren großartigen
Weingütern zu brechen.
Eine dieser Bodegas, deren Namen man sich einprägen und deren
Weine man kennen sollte, ist Sierra Cantabria aus San Vicente de la
Sonsierra. Aus dem reichhaltigen Sortiment möchte ich heute einen
Rotwein mit außergewöhnlicher Intensität vorstellen: die Colección
Privada aus 100 Prozent Tempranillo. Dunkles Rot im Glas, an den
Rändern Granatrot, rote und schwarze Beeren (Brombeere und
Erdbeere) in der Nase zeichnen die Colección Privada aus. Fast
überreif wirkt die Frucht, fleischig und breit setzt der Wein sich
im Gaumen. Noten von Bitterschokolade und Kakao, auch etwas
Schlehe, sind zu schmecken. Ein großer, langer Abgang beendet das
Spektakel. Etwa 23 Euro beträgt der Flaschenpreis für den Jahrgang
2000 – augenblicklich. Eine lange Lagerfähigkeit von mindestens 10
Jahren ist garantiert.
Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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