Wenn der spanische Kronprinz Felipe an diesem Samstag, 22. Mai,
seine Verlobte Letizia Ortiz zum Traualtar führt, dann ist das
nicht nur die Hochzeit des Jahres. Die in Madrid geschlossen
eingetroffene Riege der Hofberichterstatter aus aller Welt ist sich
einig, dass die Heirat des 36 Jahre alten Thronfolgers mit der
31-jährigen Ex-Journalistin das größte gesellschaftliche Ereignis
in Europa seit der Hochzeit des britischen Kronprinzen Charles mit
Diana Spencer im Jahre 1981 darstellt. Mit dem Ja-Wort der
Brautleute vor rund 1400 geladenen Hochzeitsgästen, 5700
angereisten Journalisten sowie 1'1 Milliarden prognostizierten
Fernsehzuschauern rund um den Globus kommt der „begehrteste
Junggeselle Spaniens”, wenn nicht des christlichen Abendlandes,
nach langem Zuwarten definitiv unter die Haube.
Die seit Monaten bis ins Detail vorbereitete königliche
Vermählung erfüllt alle Kriterien einer medialen Märchenhochzeit:
Aus der jungen, hübschen und intelligenten wie ebenso bürgerlichen,
berufstätigen und geschiedenen Letizia Ortiz erfolgt per
beiderseitigem Jawort mit dem Kronprinzen über Nacht quasi eine
Verwandlung à la Aschenputtel von der ehemaligen
Nachrichtenmoderatorin zur künftigen Monarchin des Königreiches.
Für politische Beobachter wie die angesehene Tageszeitung „El País”
bedeutet die Verbindung des Thronfolgers mit der einfachen wie
gleichermaßen einzigartigen Tochter aus der Mitte seines Volkes
„einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Modernisierung der
Monarchie”. Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre eine solche
Heirat nach den althergebrachten Grundsätzen des Hochadels – eine
Braut ohne einen jeglichen Tropfen blauen Blutes in ihren
jugendlichen Adern – undenkbar gewesen.
Für den spanischen Verfassungsrechtler Manuel Aragón ist der
Fall klar: „Diese Hochzeit belegt, dass der Kronprinz nicht den
alten Gesetzen der Krone unterliegt, sondern der Verfassung und der
Demokratie.” Die Monarchie werde sich nach seinen Worten dadurch
weiter wandeln. „Sie ist schon jetzt genügend modernisiert, aber
mit dieser Verbindung modernisiert sie sich auch vom sozialen
Gesichtspunkt her”, sagt Aragón. Für „El País” wiederum sind es
eben diese Aspekt, die den Lebensbund von Don Felipe und Letizia
Ortiz zu einer „Hochzeit für alle” machen.
Die spanische Nation hat die sympathische Braut schon jetzt ins
Herz geschlossen. 82 Prozent der Untertanen der parlamentarischen
Monarchie sind einer Umfrage zufolge der Ansicht, Letizia werde
eine „gute Königin” abgeben. Und die Zahl der Namensgebungen
Letizia oder zumindest Leticia hat sich seit der überraschenden
Bekanntgabe der Verlobung im November 2003 vervierfacht.
Kritik an der Auserwählten des Thronfolgers wird allerdings in
zwei gänzlich unterschiedlichen Lagern laut, die sich vor allem im
Internet Gehör verschaffen: Zum einem gibt es monarchistische
Hardliner, die auf dem spanischen Thron auch in Zukunft lieber eine
angestammte Vertreterin aus blaublütigem Adelsgeschlecht sehen
würden.
Die republikanischen Kräfte ihrerseits lehnen die Monarchie samt
ihren Repräsentanten ohnehin ab. Da nimmt es nicht Wunder, dass die
obersten Parteiführer etwa der Vereinigten Linken (IU) sowie der
baskischen und katalanischen Regionalparteien die Einladung zur
Hochzeitsfeier ausgeschlagen haben. IU-Koordinator Gaspar
Llamanzares mokierte sich über die „überzogenen” Vorbereitungen zur
Hochzeit des „Bürgers Felipe de Bórbon und der Bürgerin
Letizia”.
Die beiden spanischen Volksparteien PSOE und PP betonen indes
die Bedeutung der Hochzeit für die in der Verfassung verankerte
Monarchie. Als einer der ersten hochrangigen Politiker stellte die
spanische Vize-Ministerpräsidentin María Teresa Fernández de la
Vega (PSOE) fest: „Wir sind sicher, dass diese Hochzeit die
Bindungen zwischen der Gesellschaft und der Krone stärken
wird.”
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