Eigentlich ist „Sherry” etwas, das es gar nicht gibt. Der Name
ist lediglich eine englische Erfindung. Sherry ist und war schon
immer ein Wein. Aus demarabischen Namen Sherish für das heutige
Jerez kreierten die Engländer kurzerhand Sherry, was sich bis heute
erhalten hat.
Die Hauptrebsorte für den auf der Feria de Abril (S.34)
bevorzugten Tropfen ist die weiße Palomino-Rebe, die in der Region
Jerez schlicht als Jerez bezeichnet wird. In San Lucar heißt sie
Listan, und sie ist auch noch unter vielen anderen Namen bekannt.
Des Weiteren werden speziell für die so genannten Olorosos und
Amontillados die ebenfalls weißen Sorten Pedro Ximenez und Moscatel
verwendet.
Aber wie entsteht er nun, der Sherry? Das Lesegut des Palomino
geht nach der Lese direkt in die Presse, während die süßen
Moscatel– und Pedro Ximenez-Beeren noch einige Tage auf Matten im
Freien lagern. Durch die Sonneneinstrahlung verlieren sie an
Flüssigkeit, reifen nach und verwandeln sich langsam in Rosinen mit
hohem Zuckergehalt.
Das Keltern verläuft wie bei allen Weißweinen. Zunächst werden
die Beeren entrappt und durchlaufen danach die erste Pressung.
„Yema” nennen die Winzer diesen erstgepressten Most, der
ausschließlich zur Herstellung von den strohgelben Finos oder den
Amontillados Verwendung findet. Aus der zweiten und dritten
Pressung entstehen die Olorosos.
Nach der Gärung in Edelstahltanks verbleiben die Weine bis
Anfang Dezember in den Tanks. Nun beginnt der Winzer damit, den
Inhalt in junge Eichenfässer umzufüllen. Auf den Weinen mit einem
natürlichen Alkoholgrad von etwa 15% bilden Hefepilze im Fass in
kurzer Zeit eine mehrere Zentimeter dicke Schicht, den so genannten
Flor, der die Flüssigkeit vor Oxidation schützt, denn die Fässer
werden grundsätzlich nur zu 5/6 gefüllt.
Diese Weine mutieren später zu den strohtrockenen Finos aus
Jerez, Amontillados oder Manzanillas, wenn sie aus Sanlucar de
Barrameda stammen. Der Wein, der bei der Gärung aufgespritet wurde,
enthält nun aktuell im Fass zwischen 17 und 20% Alkohol. Da die
Hefepilze bei mehr als 15% Alkoholgehalt absterben, bildet sich bei
diesen Weinen kein Flor, sie sind also der Oxidation preisgegeben.
Die Flüssigkeit nimmt mit der Zeit einen braunen Farbton an, wie
bei einem aufgeschnittenen Apfel. Es entsteht ein Oloroso.
Verschneidet man nun einen Oloroso mit süßer Pedro-Ximenez-Traube,
entsteht ein so genannter Cream-Sherry. Seltener entwickelt sich
durch günstige Umstände ein Amontillado-Fino oder Palo Cortado.
Im Criadera-Solera-System altern und reifen die Weine jetzt bis
zur Abfüllung in Flaschen. Das hört sich kompliziert an, ist jedoch
schnell erklärt. Ein Sherry stellt immer eine Mischung aus
verschiedenen Jahrgängen dar. Das Motiv dahinter ist ein immer
gleicher Geschmack trotz unterschiedlichster
Jahrgangsqualitäten.
Dabei stapelt man die Fässer mit einem Fassungsvermögen von mehr
als 500 Litern in mehrere Schichten übereinander. In die jeweils
oberste Fassreihe wird der Anada, der neue Jahrgang eingefüllt, je
weiter man nach unten gelangt, desto älter werden die
Jahrgänge.
Der trinkfertige Sherry wird immer aus der sich am Boden
befindenden Reihe entnommen, maximal jedoch ein Drittel des
Fassinhaltes. Die entnommene Menge wird aus dem Fass darüber
ersetzt, und so weiter und so weiter.
Da sich Sherry im Gegensatz zu Wein in der Flasche nicht
weiterentwickelt, sondern eher Aroma verliert, füllen Bodegas erst
bei Bestellung ab. Einmal geöffnet, hält ein Fino oder Manzanilla
etwa eine Woche im Kühlschrank, ohne Qualität einzubüßen, ein
Oloroso etwas länger und ein Cream-Sherry bis zu mehreren
Monaten.
Die ideale Trinktemperatur für einen Fino liegt bei etwa sechs
bis acht Grad, bei den Olorosos bei zehn bis zwölf Grad
Celsius.
Sucht man für sich einen hochwertigen Sherry, hat man die Qual der
Wahl. Auch hier gilt die Empfehlung, sich durch die Reihe der edlen
Produkte durchzuprobieren. Hilfreich bei der Auswahl ist
sicherlich, auf bewährte traditionelle Namen zurückzugreifen wie
Gonzales Byass, Domecq, Osborne, Sandeman oder Lustau.
Schon Heinrich der Vierte erkannte den Wert des Sherrys.
Folgende Worte werden ihm zugesprochen: „Hätt ich der Söhne
tausend, als höchstes menschliches Gesetz ermahnt ich sie,
wässrigem Getränke abzuschwören, und sich am Sherrywein zu
laben.”
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