Als Weintrinker werden Sie derzeit bombardiert mit
Hiobsbotschaften über Manipulation an Ihrem Lieblingsgetränk.
überall dort, wo die Natur, sprich klimatische Bedingungen und
Umstände, für ein optimales Ergebnis nicht die Voraussetzungen
schafft, wird nachgeholfen. Denn wer will und kann sich schon einen
Jahrgang leisten, der schwächelt oder gar floppt?
Die Palette der Kunstgriffe reicht von „kleinen Eingriffen” bis
hin zu „größeren Schönheitsoperationen”. Um den Most eines nicht
ganz zufriedenstellenden Jahrgangs aufzupeppen, mag die so genannte
Mostkonzentration noch genügen. Befürworter meinen, das sei immer
noch besser, als den Most zu chaptalisieren, also aufzuzuckern.
Besitzt der Most zu wenig Säure, fügt man schlicht Säure hinzu.
Scheut der Bodeguero den Kauf von teuren neuen Eichenfässern, so
hat er die Möglichkeit, Eichenholzspäne beizumengen, um den
charakteristischen Barriqueton zu erzielen. Letzteres ist
allerdings bislang nur in Übersee erlaubt.
Härterer Geschütze muss man sich allerdings bedienen, will man
aus einem miserablen Wein einen trinkbaren machen. Dann kommen aus
Schimmelpilzen gewonnene Aroma– Enzyme ins Spiel. Diese Enzyme, am
Ende des Gärprozesses zugesetzt, sind in der Lage, in einem sehr
kurzen Zeitraum die Schalen der Beeren aufzubrechen und
aufzubereiten. So wird ihnen auf diesem Wege die verschiedensten
Aromastoffe entlockt.
Die Möglichkeiten, Wein zu manipulieren, sind fast grenzenlos.
All dies kann der sensorisch ungeschulte Laie aus dem Wein nicht
herausschmecken. Auch deshalb sollte man nach Möglichkeit nicht
unbedingt den allerbilligsten Wein kaufen. So kann beispielsweise
eine Flasche Rotwein unter zwei Euro nichts Vernünftiges mehr
enthalten und auf gar keinen Fall naturbelassenen Wein.
Wenn Ihnen nach all dem noch nicht gänzlich der Appetit auf ein
gutes Glas Rotwein abhanden gekommen ist, kann ich Ihnen La
Mejorada des Jahrgangs 2000 empfehlen. Zum Preis von etwas weniger
als 15 Euro bekommen Sie einen soliden, seriösen Wein.
Es handelt sich dabei um einen Vertreter der Vinos de la Tierra.
Unter dieser Bezeichnung findet man eine Vielzahl an interessanten
Gewächsen. Der La Mejorada, einziger Wein einer kleinen Bodega, ist
ebenfalls etwas Besonderes mit seinen Düften von Kakao, Kaffee und
Vanille, gebettet in einen leicht süßlichen Röstton. Die
Rebzusammensetzung ist eher ungewöhnlich: Tempranillo, Syrah und
Malbec.
Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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