2004 wird für Mallorca ein Jahr der Polarisierung. Je
weiter die Planungen der Bauvorhaben voranschreiten und das
Losdröhnen der Bulldozzer sich schon nahezu vernehmen lässt, um so
mehr wird sich die Inselgesellschaft in zwei Lager spalten.
Mallorquiner, das hat die Vergangenheit bei Bauprojekten auf
Cabrera und Dragonera gezeigt, verstehen unter Umweltschutz vor
allem Landschaftsschutz. Die Vorstellung, eine Autobahn-breite
Asphaltpiste mit all ihren zementierten Betonbrücken,
Unterführungen, Ausfahrten und Zufahrten könne in naher Zukunft die
idyllische Landschaft zwischen Inca und Manacor durchschneiden,
wird mit Sicherheit Tausende von Menschen auf die Straßen
treiben.
Und Inca-Manacor ist nicht das einzige Projekt. Der zweite
Autobahnring um Palma, die Verbreiterung der Autobahn Palma-Inca,
ihre Verlängerung bis nach Sa Pobla; das sind alles Vorhaben, die
Mallorca weiter verändern werden. Wer will, dass die Insel so
bleibt, wie sie ist, dem erscheinen die Regierungsparteien PP und
UM gleich einer Dampfwalze, die alte Kiefern und Mandelbäume,
Trockensteinmauern und Wiesen mit Schafen schlichtweg
plattmacht.
Gerade die balearische PP ist mit ihrer Tourismus–, Wirtschafts–
und Sprachenpolitik vermutlich bei der Mehrheit der ausländischen
Residenten gut angesehen. Aus ganz ähnlichen politischen
Überlegungen hatten auch die Mallorquiner der PP im vergangenen Mai
auf dem Archipel zur Macht verholfen. Ob all die PP-Wähler aber die
Partei wegen oder trotz der Autobahn Inca-Manacor wählten, wird
sich noch zeigen. Möglich, dass die Opposition wegen der
Betonprojekte wieder Oberwasser bekommt und der Pacte de Progrés
eine Neuauflage erlebt. Mit all den bekannten Folgen, auch für
ausländische Residenten, in Sachen Tourismus–, Wirtschafts– und
Sprachenpolitik. Bleibt zu hoffen, dass die konservative PP
aufwacht und statt der Autobahnen das ländliche Mallorca
konserviert. Denn das ist es, was den Reiz der Insel ausmacht.
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