Über Tennis spricht man auf den Balearen mit einem lachenden und
einem weinenden Auge. Da ist der 17-jährigen Rafael Nadal aus
Manacor, der in dieser Saison erstmals, zumindest zeitweise, den
Sprung unter die ersten 50 der ATP-Weltrangliste schaffte. Nicht
wenige sehen in dem Youngster den Nachfolger des balearischen
Aushängeschilds Carlos Moyà, derzeit die Nummer sieben in der Welt.
Aber da ist auch das gescheiterte ATP-Turnier Mallorca Open, das
2002 nach fünf Ausgaben letztmals stattfand.
Freizeitspieler haben freilich mit den Verbandswirren wenig zu
tun. Und seitdem Golf so manchen älteren Jahrgang vom roten
Untergrund auf den grünen lockte, gibt es auch kein Schlangestehen
mehr. Bei Urlaubern sei Tennis nach wie vor gefragt, sagt Joan
Fuster vom mallorquinischen Hoteliersverband, da komme auch der
stärker beworbene Golfsport nicht mit. „Viele praktizieren
inzwischen auch beide Sportarten.” Ohne konkret Zahlen bieten zu
können, schätzt Fuster, dass das Gros der Hotels mit drei und mehr
Sternen über Tennisplätze verfüge.
Etwas genauer wird da Luciano Gutiérrez vom balearischen
Tennisverband. Rund 1100 kontrollierte Plätze gebe es auf dem
Archipel, genutzt von etwa 40.000 Aktiven in verschiedenen
Vereinen. Dem Verband gehören über 50 an, „weiter gibt es rund 40
private Anlagen”.
Klubstrukturen wie in Deutschland sind auf Mallorca kaum
vorzufinden. In 90 Prozent der Fälle, erklärt Gutiérrez den
Unterschied, müsse der Platz pro Spiel bezahlt werden.
„Jahresbeiträge, die unbeschränkte Platzmieten einschließen, sind
hier nahezu unbekannt.” Dass Tennis dennoch in Spanien ein
Breitensport ist, liegt vermutlich an den bezahlbaren Preisen. Für
eine Stunde Spiel werden kaum mehr als zehn Euro Platzgebühr
fällig, die private Trainerstunde gibt es ab 20 Euro.
Leicht hat es der Tennissport dennoch nicht, wobei man zwischen
Residenten und Urlaubern unterscheiden muss. Fuster sieht die
Konkurrenz vor allem bei den Funsportarten wie Surfen, Wakeboarden
und Skaten, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. „Das gesamte
Freizeitangebot hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.”
Dennoch weiter steigende Mitgliederzahlen meldet Verbandsfunktionär
Gutiérrez. Etwas lichter seien die Reihen nur bei den Älteren
geworden, „da hat uns der Golfsport Spieler gekostet”. Sorgen mache
er sich aber keine, weil der Nachwuchs unverändert stark besetzt
sei.
Stark besetzt waren auch die ATP-Turniere der Mallorca Open.
Trotzdem ging den Veranstaltern 2002 nach nur fünf Jahren die Luft,
oder vielmehr das Geld aus. Der ehemalige Tourdirektor Alberto Tous
vermisste „einen stärkeren Beitrag der öffentlichen Hand und des
Privatsektors”. Es sei für den balearischen Tennissport sehr
bedauerlich, auf dieses Turnier in Zukunft verzichten zu müssen.
Freuen durfte sich letztendlich die Stadt Valencia, der die ATP den
Zuschlag für die künftigen Austragungen erteilte.
Entmutigen lässt sich Mallorca davon offenbar nicht. Der
Regionalregierung schwebt in Zusammenarbeit mit dem balearischen
Tennisverband ein Leistungszentrum ersten Ranges vor. Vor wenigen
Tagen trafen sich Ministerpräsident Jaume Matas und die beiden
Präsidenten des spanischen und balearischen Verbandes zu ersten
Gesprächen. Neben einer Vielzahl von Plätzen soll auch ein Center
Court für Großveranstaltungen gebaut werden, so die Pressestelle
der Balearenregierung. „Bislang ist es noch eine gemeinsame Idee,
aber die Zeichen stehen gut.”
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