Die nur kurz zur Ruhe gekommene Diskussion um Mallorcas hohe
Preise bei den Nebenkosten ist neu entflammt. Grund hierfür ist der
Vorschlag des mallorquinischen Gastronomieverbandes, in Restaurants
und Bars eine Art Preiskontrolle einzuführen. Gleichzeitig weist
der Verband den Vorwurf allgemeiner Preistreiberei zurück.
Der Vorschlag stecke noch in den Kinderschuhen, sagt der
Geschäftsführer des Gastroverbands, Eduardo Súarez del Real,
gegenüber MM. „Es geht auch nicht darum, Betreibern einen
Höchstpreis vorzuschreiben.” Vorrangiges Ziel sei, ein vernünftiges
Preis-Leistungs-Verhältnis herzustellen. „Einige wenige haben in
dieser Hinsicht dem Ruf der ganzen Branche geschadet”, so Súarez
del Real.
Wie der Vorschlag in die Realität umgesetzt werden soll, gibt
der Verbandsfunktionär zu, stehe noch nicht fest. Nur soviel: „Die
Teilnahme ist freiwillig und wird mit einer Plakette belohnt.”
Alles Weitere müsse anhand einer „sehr ausführlichen Studie”
geklärt werden. Unterstützung erhofft sich der Verband vom
balearischen Tourismusministerium. Erste Gespräche, sagt Súarez del
Real, seien „sehr positiv” verlaufen.
Dass Mallorca ein Problem mit den Preisen hat, meint auch der
Pressesprecher des Deutschen Reisebüro– und
Reiseveranstalterverbands DRV, Christian Boergen. „Das Niveau liegt
teilweise weit über dem deutschen.” Auch im spanienweiten Vergleich
liege Mallorca preistechnisch am oberen Ende der Skala. Boergen
erklärt sich das mit der hohen Kaufkraft der Einwohner und dem
jahrelangen Touristenboom.
Die ganze Diskussion um hohe Preise hält der Ökonom Javier
Franconetti für wenig hilfreich. Er plädiert dafür, in das
marktwirtschaftliche Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage nicht
einzugreifen. Aber auch er ist der Ansicht, dass sich so mancher
Wirt mit der Euro-Umstellung zu weit aus dem Fenster ragte. Anstatt
die Preise zu senken, sollte die Qualität verbessert werden.
Ein Blick auf die makroökonomischen Zahlen der Statistikämter
stützt die These vieler Verbraucher. Die Inflationsrate auf den
Balearen betrug im vergangenen Jahr 3'8 Prozent, 2001 gar 4'0
Prozent. In Deutschland verteuerten sich die Verbraucherpreise 2002
um 1'4 Prozent. Die Preise in Restaurants und Bars stiegen auf den
Balearen im vergangenen Jahr um 6'3, im spanischen Durchschnitt um
5'3 Prozent.
Während Ökonom Franconetti dem Vorschlag des Gastronomieverbands
skeptisch gegenübersteht, hält DRV-Sprecher Boergen die „Maßnahme
prinzipiell für sinnvoll”. Allerdings unter zwei Bedingungen:
„Etwaige Abkommen dürfen nicht umgangen werden, und es müssen viele
mitmachen.”
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