Jeden Ersten im Monat hat José M. eine schöne Erinnerung an seine Zeit in Deutschland. Auf seinem Konto landet ein dreistelliger Eurobetrag, der etwa ein Fünftel seiner Gesamtrente ausmacht. Von 1960 bis 1968 hatte José M. bei Düsseldorf in einer Schuhfabrik gearbeitet, bis er aus familiären Gründen nach Mallorca zurückkehrte. Seit seinem 65. Geburtstag im Juli ist er nun einer der 6'85 Millionen Rentnern in Spanien.
José M. hat seine Schäfchen im Trockenen. Wer allerdings noch einige Jährchen bis zur Rente vor sich hat, den füllt der Gedanke an den Lebensabend mitunter mit Sorge. In vielen EU-Staaten werden derzeit Auswege aus der Rentenkrise diskutiert, da auf einen Älteren immer weniger junge Menschen kommen. In Frankreich und Italien gibt es Massenproteste, in Deutschland flankiert die Boulevard-Presse die aktuelle Rentendiskussion mit Schlagworten wie Nullrunde, Kahlschlag, Abzocke. Selbst seriöse Stellen verheißen nichts Gutes. "Es kann eine längere Dürrezeit für Rentner geben", orakelt der Präsident der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA).
"Die Verunsicherung ist groß, aber die Neuerungen betreffen in der Regel nicht mehr jene Menschen, die kurz vor der Rente stehen", sagt Frank Parche, Rentenberater in Leipzig mit Büro auf Mallorca. Vielmehr gehe es um die 50er und 60er Geburtsjährgänge, also die heute 34- bis 53-Jährigen.
Spätestens seit der Einführung der so genannten Riester-Renten im vergangenen Jahr ist klar, dass die heute arbeitenden Generationen nicht mehr allein auf die staatliche Altersversorgung bauen können. Das allseits empfohlene Rezept heißt private Altersvorsorge. Da die gesetzliche Rente in Zukunft niedriger ausfallen wird, sollen die Menschen sich selbst ein Sicherheitspolster ansparen, um ihren Lebensstandard im Alter halten zu können. Als Anreiz dazu schafft der Staat Steuervorteile.
Alles schön und gut. Doch die Riester-Renten nutzen nur in Deutschland lebenden Arbeitnehmern. Was können Bundesbürger, die mitunter schon seit Jahren auf Mallorca leben und arbeiten, tun? Diese Residenten sind Spaniern steuerlich und rententechnisch gleichgestellt. Zu beachten ist, dass das Rentenniveau in Spanien geringer ist als in Deutschland. Private Vorsorge hat deshalb in Spanien, anders als die junge Riester-Rente in Deutschland, Tradition. Bereits im Jahre 1987 wurde das Gesetz "Ley de planes y fondos de penisones " vom Parlament in Madrid verabschiedet, um die Spanier zum frühen Sparen für das hohe Alter zu animieren. Ähnlich wie bei der Riester-Rente gewähren die Renten-Pläne (planes de pensiones) Steuervorteile, wie sie andere Anlagevarianten, Lebensversicherungen und Sparverträge, nicht bieten können. "Planes de Pensiones sind, unter dem Gesichtspunkt, dass man etwas machen muss, heute schon in", sagt der Versicherungsmakler Gerhard Jülich in Palmanova. Nach seinen Worten sind die Steuervorteile aber nicht ohne Vorsicht zu genießen. "Was der Staat auf der einen Seite gewährt, holt er sich später bei der Auszahlung zum Teil wieder zurück."
Als ausgesprochen positiv bewertet indes die Steuerberaterin Marta Balaguer von der Kanzlei Jaime Lamas in Palma die Planes de pensiones. "Diese Anlageform ist derzeit das Beste, was man machen kann - als Ergänzung zur staatlichen Rente", so Balaguer.
In Sachen gesetzlicher Rente haben deutsche Residenten, die einst in der Heimat und später auf Mallorca gearbeitet haben, es gleich mit zwei Staaten zu tun. Sie müssen ihren Rentenantrag bei der Seguridad Social einreichen. Die spanische Sozialbehörde setzt sich dann mit den deutschen Rententrägern in Verbindung. Die Formulare sind mittlerweile EU-weit normiert. Wie José M. werden die künftigen Rentner dann zwei Teilrenten, eine deutsche und eine spanische, erhalten, sagt die Leiterin des Auslandsdezernats Spanien bei der BfA, Vanessa Mateo. Derzeit gibt es 6142 deutsche BfA-Rentenempfänger in Spanien. Tendenz steigend. Mateo rät deutschen Arbeitnehmern in Spanien, bereits im Alter von 30 Jahren ihre Daten bei ihrem Rentenversicherungsträger in Deutschland zu ordnen. Bei der BfA genüge hierzu ein formloser Antrag, etwa über das Internet (www.bfa-berlin.de) auf Kontenklärung und Rentenauskunft. Sind die beruflichen Arbeitsstationen samt den Ausbildungszeiten und den angesammelten Rentenansprüchen in der Anstalt registriert, könnten wichtige Dokumente etwa bei Umzügen nicht mehr verloren gehen.
Ein weiterer Vorteil: Die Bearbeitungszeiten vor dem eigentlichen Rentenantritt verkürzen sich. Denn beim Zusammenspiel zwischen der Seguridad Social und den deutschen Rententrägern können nach Erfahrungen von Rentenberatern mitunter zwei bis drei Jahre vergehen.
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