Manchmal, aber nur manchmal, arbeiten spanische Behörden richtig
schnell. Oft, ganz oft, tun sie das nicht zur Freude der Bürger.
Jüngstes Beispiel: die spanische Ausländerbehörde. Die Beschaffung
oder Verlängerung des Ausweispapieres „Residencia” für EU-Bürger
ist trotz aller angestrebten Verbesserungen offensichtlich immer
noch reine Nervensache.
Eigentlich, MM hatte berichtet (Ausgabe 38/2003), ist
alles ganz einfach. In dem Gebäude der „Administración Periféfica
del Estado” gibt es seit einigen Wochen ein gesondertes Büro für
EU-Bürger. Abseits der langen Schlange von Antragstellern aus aller
Welt soll man schnell bedient werden – was bei einer weiteren
Stichprobe des Autors dieser Zeilen am Freitag, 24. Oktober, auch
vorzüglich funktionierte.
Doch offensichtlich war das Glückssache. Denn gleich mehrere
Betroffene berichten von ganz anderen Erfahrungen. Etwa die
MM-Kollegen Birgit Prill und Alexander Sepasgosarian. Beide wurden
von den uniformierten Wachmännern in die lange Schlange im
Eingangsbereich geschickt. Gleiches widerfuhren „Wanderpapst”
Herbert Heinrich und „Wurstkönig” Horst Abel samt Frau Larissa.
Letztere waren keine braven Deutschen, die sich hinten
anstellten, und liefen einfach zum Zimmer B-20, wo EU-Bürger
bedient werden. Doch im Gegensatz zum Autor wurden sie dort
abgewiesen und zurück in die Schlange geschickt.
Wie der Direktor der Ausländerbehörde, Agustín Barceló,
gegenüber MM versichert, hätten sie direkt zum Schalter für
EU-Bürger gehen sollen – ohne Umweg über die lange Schlange, auch
das Ziehen von Warte-Nummern ist nicht nötig. „Deswegen haben wir
doch entsprechende Hinweisschilder am Eingang und im Innenbereich
aufgehängt”, erklärt er.
Die Verwirrung hat damit noch kein Ende. Während vor sechs
Wochen die Beamtin von B-20 noch die Auskunft erteilte, Anträge auf
Verlängerung würden nur maximal vier Wochen vor dem Verfallsdatum
der Residencia angenommen, sind es jetzt nur noch drei Tage. „Wir
arbeiten die Anträge so schnell ab, dass wir befürchten, die
Papiere sonst zu verlieren”, gibt es als Erklärung. Denn der
Computer kann nur mit den Daten gefüttert werden, wenn die
Residencia in der Tat abgelaufen ist, nicht einen Tag vorher.
Amtsleiter Barceló kündigt sogar an, dass „nach Möglichkeit” der
Antrag sofort bearbeitet werden soll, nur „um Wartezeiten zu
vermeiden” würden bei entsprechendem Andrang die Papiere per Post
zugestellt. „Nach drei bis vier, maximal fünf Tagen” soll das
passieren.
Über die Anzahl der mitzubringenden Kopien von Reisepass und
etwaiger existierender Residencia gibt es auch widersprüchliche
Angaben. Laut Informationsblatt (zum Beispiel im Internet unter
www.mir.es) muss man „auf jeden Fall” einen gütligen Reisepass oder
Personalausweis plus eine Kopie desselben vorlegen, dazu drei
Passfotos in Farbe. Bei einem Testbesuch wurde die Meldebestätigung
des Rathauses („Certificado de empadronamiento”) trotz
Adressenwechsels nicht mehr verlangt. Der Antrag auf Verlängerung
musste plus Kopie abgegeben werden. Herbert Heinrich berichtet
jedoch davon, dass ihm drei Fotokopien abverlangt wurden.
Eine Erleichterung funktioniert jedenfalls wieder. Auf der
Web-Site des spanischen Innenministeriums (www.mir.es) gibt es nach
einer Umbau-Pause wieder die Antragsformulare im Dateiformat PDF
zum Runterladen. Dazu muss man auf der Homepage nur auf das Link
„Solicitudes” unter der Überschrift „Extranjeros” (Ausländer)
klicken. Das für EU-Ausländer notwendige Papier findet sich in der
Liste ganz rechts unten unter dem Namen „Solicitud de tarjeta en
régimen comunitario (EX-16). Um es ausfüllen und ausdrucken zu
können, muss auf dem Computer das Programm „Adobe Acrobat Reader”
installiert sein (gibt es als kostenloses Download unter
www.adobe.com).
Die Residentenkarte an sich wird nach der schnellen Bearbeitung
des Beamten (ob nun mit oder ohne Anstehen in der langen Schlange)
nicht von der Ausländerbehörde ausgestellt. Mit dem Formular, das
entweder sofort ausgehändigt oder mit der Post zugestellt wird,
muss man zur Nationalpolizei in Palma (in dem großen, grauen
Gebäude am Paseo Mallorca), wo die Ausweise (auch der
Personalausweis für Spanier) ausgestellt werden.
Wie lange das das wiederum dauert, hängt vom Fleiß der dort
tätigen Beamten ab. So oder so muss man persönlich vorstellig
werden, weil ein Fingerabdruck abgegeben werden muss.
Bei all dem Behörden-Theater könnte es einen Trost geben: Für
EU-Ausländer ist die Residenten-Karte keine Pflicht mehr. Aber: Um
in den Genuss der Rabatte bei Fähr– und Flugtickets für
Balearen-Bürger zu kommen, braucht man genau diese Karte. Außerdem
gibt es ohne Residencia regelmäßig Probleme etwa beim Versuch, ein
Konto zu eröffnen, einen Kredit zu bekommen oder auch nur beim
Beitritt in ein Fitness-Center oder einen Video-Club.
Zur Erinnerung: Kurz vor der Abschaffung der Residencia-Pflicht
(in Erfüllung der EU-Norm nach Niederlassungsfreiheit) wurde die
alte Methode zur Erlangung der Reise-Rabatte vereinfacht. Statt
eines jedesmal neu bei der Gemeindeverwaltung abzuholenden Papiers
reicht jetzt der Personalausweis mit balearischer Wohnanschrift.
Und für Ausländer eben die Residentenkarte.
Übrigens: Wenn Sie bereits vor vielen Monaten, noch vor dem Umzug
der Ausländerbehörde an den Stadtrand, Ihre Residencia beantragt
haben, kann es sein, dass Sie immer noch warten. Denn die „alten”
Anträge werden noch im „alten Tempo” abgearbeitet. Hier hilft nur
eine spanische Eigenschaft: Geduld.
Wenn sich die neuen Abläufe auf dem Amt eingespielt haben, ist
damit zu rechnen, dass es zumindest für EU-Bürger schnell gehen
wird. Andere Ausländer müssen nach wie vor in die Mega-Schlange.
Trotz Verdoppellung des Personals und der Bürofläche kommt es immer
wieder zu Engpässen.
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