Dem Rekordsommer sind zum Septemberbeginn mehrere ungewöhnlich
heftige Stürme gefolgt. Consell wurde am Dienstag von faustgroßen
Hagelkörnern regelrecht bombardiert. Hunderte von Autos und Dächern
wurden zerschlagen. Am Mittwoch folgten Gewitter mit Tausenden von
Blitzen und sturzbachartigen Niederschlägen in diversen Orten. An
diesem Freitag und am Wochenende soll es mit teilweise sehr starken
Unwettern weitergehen.
Mit einer durchschnittlichen Tagesmitteltemperatur von 29'4 Grad
war der August (gemessen in der Wetterstation Porto Pí) um 4'2 Grad
wärmer als im letzten Rekord-August im Jahre 1977. Schon der Juni
und der Juli waren auf Mallorca um etwa vier Grad heißer als
üblich. Dementsprechend stark heizten sich das Land und die
Küstengewässer auf.
Am Montag freute sich mancher Inselbewohner über eine leichte
Abkühlung, die vereinzelt von Schauern begleitet war. In Consell
dauerte die Freude allerdings nicht lange: In der Nacht setzte mit
Blitz und Donner ein starkes Gewitter ein. Das Unwetter gipfelte am
Dienstag um 5.45 Uhr in einem etwa 20 Minuten andauernden
Hagelregen, der Schäden in Millionenhöhe anrichtete.
Selbst die ältesten Bewohner des Ortes berichteten, etwas
Ähnliches noch nicht erlebt zu haben. „Es war so, wie wenn die
Natur mehrere B-52-Bomber auf uns gehetzt hätte, die Eis statt
Bomben warfen”, sagte einer. Kaum ein Mensch traute sich aus dem
Haus, so dass es keine Verletzten gab. Von der Durchschlagskraft
der bis zu 200 Gramm schweren Hagelkörner konnte man sich wenig
später ein Bild machen: Völlig durchlöchert worden war das
Blechdach einer Fabrik in Consell. „Das sieht fast so aus, als
wären wir im Krieg”, so einer der Kommentare. In Autowerkstätten
herrschte am Dienstag Hochbetrieb: Mehr als 300 Wagen waren vom
Hagel beschädigt worden.
Das Bürgermeisteramt eröffnete eine Sonderstelle, um die Schäden
aufzunehmen. Die Balearen-Regierung kündigte an, sie werde prüfen,
welche Hilfen für die Geschädigten möglich seien.
In anderen Orten wie Sineu, Lloret, Costitx, Santa Eugènia,
Sencelles, Porto Cristo, Alaró und Binissalem ging ein heftiger
Regen nieder. In einzelne Untergeschosse drang Wasser ein. Über
10.000 Haushalte waren vorübergehend von Stromausfällen betroffen.
Schaden richtete das Unwetter auch in den Weinanbaugebieten an. Am
stärksten betroffen war der Winzer José Luis Ferrer in Binissalem.
Mancher Weinbauer zog die Traubenernte vor, um Schlimmeres zu
verhüten.
Am Mittwoch kam es erneut zu Gewittern. Von acht bis 20 Uhr
wurden knapp 11.000 Blitze gezählt. Die meisten gingen wie schon am
Montag über dem Meer nieder. In Son Ferriol war der Regen am
stärksten: 78'5 Liter Wasser pro Quadratmeter. Auch in Llucmajor,
Campos, Mondragó, Santanyí und Pont d'Inca schüttete es wie aus
Kübeln. Felder mit Obstbäumen wurden überschwemmt. Im Hafen von
Portitxol schwemmte ein Sturzbach Müll und Pflanzenreste an, so
dass die Boote nicht mehr manövrieren konnten. In Pòrtol wurde ein
Teil des Daches eines Supermarkts abgetragen. In der
Balearen-Universität fielen die Kommunikationssysteme aus.
Auf Ibiza bekamen viele Urlauber die Folgen des Gewitters
hautnah mit: Am Airport stand in der Abflughalle das Wasser
teilweise knöchelhoch. Die Passagiere beklagten sich über nasse
Kleidung und Koffer. Auch die Straßen in Ibiza-Stadt wurden zum
Teil überschwemmt. In eineinhalb Stunden hatte es über 70 Liter pro
Quadratmeter abgeregnet.
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