TW
0

Wunschvorstellungen über den idealen Touristen gibt es viele. Für die Unternehmen in der Tourismusbranche reduziert sich dieses Bild jedoch auf einige wenige Maxime: Die Gäste sollen in ausreichender Zahl kommen und möglichst viel Geld im Lande lassen.

Mit Letzterem könnte es zunehmend schwieriger werden. Von 60 auf 200 soll nach Informationen von MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” im kommenden Jahr die Zahl der Hotels anwachsen, die „All inclusive” arbeiten, will heißen: alle Mahlzeiten, Getränke und Zusatzangebote im Hotel gratis anbieten.

Die Folgen sind abzusehen: Viele Gäste dieser Häuser werden sich nicht mehr aus dem Hotel fortbewegen. Warum Cola im Café trinken, wenn es sie am Pool umsonst gibt?

Irgendwie war das schon immer meine Horrorvision vom „Reisen”: Da fliegen die Leute Tausende von Kilometern, um sich kasernieren zu lassen. Begegnung mit Leuten – Fehlanzeige. Begegnung mit Kultur und Küche des Landes – auch Fehlanzeige. Aber das ist vielleicht einer eher unerhebliche Meinungsäußerung, zumal der Urlauber beim Wandeln auf der Promenade von Arenal ebenfalls kaum Gefahr läuft, mit der mallorquinischen Kultur in Kontakt zu treten.

Unbestreitbar sind jedoch die wirtschaftlichen Folgen. Irgendwann führt All inclusive dazu, dass nur noch Reiseunternehmen und Hoteliers am Tourismus verdienen. Der Rest der touristischen Geschäftswelt, und das sind gerade auf Mallorca sehr, sehr viele kleine Betriebe, schaut in die Röhre.

Aber was nützt das Lamento? Der Markt regiert. Wenn der Kunde All inclusive haben will, bekommt er eben All inclusive. Ein Grund für die steigende Nachfrage ist sicherlich die Krise in Deutschland. Gerade Familien wollen jetzt Sicherheit, und das schließt die Sicherheit ein, mit dem ersparten Urlaubsgeld auch wirklich auszukommen.

Allzu oft wurde dieses Budget in der Vergangenheit gesprengt – womit wir bei Grund zwei für diese Entwicklung wären: den Preisen in den Geschäften und Lokalen außerhalb der Hotelmauern. Mallorca ist für Otto Normalverdiener teuer geworden. Inzwischen wird zwar gegengesteuert – gerade in den Küstenorten kämpfen die Gastronomen auch über den Preis um die knapper werdende Kundschaft –, aber gute Nachrichten sprechen sich nicht so schnell herum wie schlechte.