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Der August, der sich an diesem Wochenende mit einem spürbaren Temperaturrückgang verabschiedet, ist der heißeste Monat auf Mallorca seit Aufzeichnung der Wetterdaten im Jahre 1865 gewesen. Zwar brach der Hochsommermonat keine neuen Rekorde bei den Höchstwerten, sehr wohl aber lag seine durchschnittliche Temperatur deutlich über dem Mittel der vergangenen drei Jahrzehnte. Damit nicht genug: Bereits der Juni 2003 war von seiner mittleren Temperatur her der drittheißeste Monat der vergangenen 30 Jahre.

Die ungewöhnlich stabile Wetterlage in den Monaten Juni, Juli und August bescherte Mallorca einen kontinuierlich heißen Sommer. Den Inselbewohnern war damit nicht einmal in den Nachtstunden Abkühlung gegönnt. Dementsprechend war an erholsamen Tiefschlaf nicht zu denken.

Wenige Tage vor dem Monatsende errechneten die Fachleute vom meteorologischen Institut in Porto Pi für den August einen Mittelwert von 29'8 Grad. Das sind 4'6 Grad mehr als der langjährige Schnitt aufweist. Für den Studienleiter des Instituts, José Antonio Guijarro, ist das „absolut außergewöhnlich”.

Nicht viel kleiner war der Abstand zwischen der tatsächlichen Temperatur und dem langfristigen Mittel mit 4'5 Grad im Juni. Die Durchschnittstemperatur des Monats betrug 26'2 Grad. Ungewöhnlich heiß präsentierte sich auch der Juli mit einer mittleren Temperatur von 27'8 Grad. Dieser Wert wurde – abgesehen vom diesjährigen Rekord-August – nur ein einziges weiteres Mal übertroffen: Im Juli 1994 kletterte das Quecksilber auf 27'9, ein Zehntelpunkt höher als Juli 2003.

Der heißeste Tag des Sommers wird vielen Menschen auf der Insel unvergesslich bleiben. Just als die Temperaturen am 21. Juli in Porreres mit 40'1 Grad und in Palma mit 39'8 Grad die Spitzenwerte erreichten, brach die Stromversorgung auf der Insel für mehrere Stunden komplett zusammen. Der Energieversorger Gesa sah sich überhaupt in diesem Sommer mit einer überbordenden Nachfrage konfrontiert. Allein in einem Zeitraum von acht Wochen wurde der Rekord der gelieferten Strommenge zehnmal gebrochen.

Neben den beständig hohen Tageshöchstwerten lagen auch die Tiefsttemperaturen deutlich über dem Schnitt. Am heißesten Tag des Jahres fiel die Quecksilbersäule im Schnitt nicht unter 33 Grad. Das sind nach Angaben der Meteorologen tropische Verhältnisse, die mit dem ausgewogenen mediterranen Klima nichts gemein haben.

Ein Wetter der Extreme: Der heißeste Sommer der vergangenen Jahrzehnte folgte auf den kältesten Winter und den regenreichsten Sommer (2002) der letzten 30, 40 Jahre. „Wir hatten im vergangenen Jahr einen starken Ausschlag nach unten und in diesem Sommer einen ebensolchen nach oben”, sagt Guijarro. Ungeachtet des Auf und Ab sieht der Meteorologe deutliche Anzeichen für einen Klimawechsel. „Wenn man die letzten 20, 30 Jahre betrachtet, verläuft die Linie zwischen den Schwankungen nicht waagerecht, sondern zeigt eine deutliche Aufwärtsbewegung – hin zu einer allgemeinen Erwärmung.” Diese Entwicklung sei nicht nur auf den Inseln, sondern weltweit auf der nördlichen Erdhalbkugel nachweisbar.

Klimawandel hin, Erderwärmung her, an diesem Wochenende werden infolge atlantischer Tiefausläufer die Temperaturen um etwa vier Grad auf 26 bis 28 Grad sinken, prognostiziert Guijarro. Damit dürfte die größte Hitze des Jahres ausgestanden sein. Die Niederschläge, die bereits am Montag über der Insel niedergegangen waren, hatten indes noch keine spürbare Abkühlung gebracht.

Für den kommenden Sommer wollen sich die Gesundheitsbehörden intensiver auf die Hitzewelle einstellen. Nach Angaben der balearischen Gesundheitsministerin Aina Castillo (PP) hatten in den heißen Wochen rund zehn Prozent mehr Menschen die Gesundheitszentren wegen hitzebedingtem Unwohlsein aufgesucht. Anders als auf dem Festland waren auf den Inseln keine Todesfälle zu beklagen. Gleichwohl sollen im kommenden Jahr mehr Ärzte und Helfer vor allem in touristischen Gebieten zum Bereitschaftsdienst eingeteilt werden, so die Ministerin. In den übrigen spanischen Regionen starben nach Behördenangaben 101 Menschen an der Hitze und ihren gesundheitlichen Folgen.

Vorsicht auch beim Schwimmen im Meer: Aufgrund der Temperaturwechsel bilden sich Strömungen auch in Strandnähe. Bei Es Trenc rettete ein Franke einen Jungen, der in einen Sog geraten war und es aus eigener Kraft nicht mehr an Land schaffte.