Der typische Urlauber aus Deutschland trinkt seine Sangría gerne
aus dem Eimer, verbringt den Tag am liebsten mit dem Schreiben von
Beschwerdebriefen, trägt weiße Socken zu den Sandalen und erfreut
seine Umgebung am Abend mit dem Absingen der Hymnen deutscher
Fröhlichkeit – heute blau, und morgen blau ...
So weit die gängigen Vorurteile über deutsche Mallorca-Urlauber.
Der Grund? Vielleicht die (einst) real existierenden Auswüchse à la
Ballermann, oder einfach der fehlende Benimm Einzelner, die die
ganze „Innung” blamieren. Aber das Vorurteil ist, so haben es
Vorurteile nun mal an sich, falsch.
Der Autor hat das Wochenende im Hotel Aguait in Cala Rajada
verbracht, einem etwas betagten und von deutschen Gästen
dominierten Vier-Sterne-Haus direkt an der Felsküste. Und was
musste er erleben? Dass sich die Gäste so verhalten, wie wir es von
Gästen erwarten. Rücksichtsvoll, freundlich und höchst gesittet –
Mann geht in Badehose allenfalls ins Bistro, zum Dinner erscheint
er in langer Hose. Deutsche Tugenden werden auch im Urlaub gewahrt:
So pünktlich, wie morgens um acht die Handtücher auf den Poolliegen
platziert werden, stehen die Alemanes um 19 Uhr zum Abendessen
bereit und um 22 Uhr zum hoteleigenen Entertainment. Danach ist
Ruhe. Kann sich ein Hotelier mehr erhoffen?
Es ist nur allzu gut verständlich, dass sich die neue
Balearen-Regierung geradezu rührend um die deutschen Urlauber
bemüht. Sein Tourismusminister war in den wenigen Wochen seiner
Amtszeit gar schon dreimal in Deutschland.
Nun gut, werden sie sagen, auch Gäste anderer Nationen wissen
sich zu benehmen. Ist richtig, aber Urlauber aus Alemania haben für
Mallorca noch einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Sie reisen
nicht nur, wie etwa Franzosen oder Festlandsspanier, im Monat
August, sondern das ganze Jahr über. Und genau das ist für Mallorca
überlebenswichtig. Es geht darum, dass der Kellner im Hotel einen
Ganzjahresjob bekommt, und nicht im Oktober stempeln gehen muss.
Die letzten beiden Winter, als die Deutschen ausblieben, haben wir
sehen müssen, wie schnell in den Urlaubsorten tote Hose
herrscht.
Ich glaube, nicht nur Jaume Matas hat ein wenig Sehnsucht nach
den treuen Alemanes. Freuen wir uns darüber.
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