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MM: Nach den jüngsten Attentaten der ETA in Alicante und Benidorm fragen sich potentielle Mallorca–Besucher, ob sie auf dieser Insel sicher sind. Sind sie es?

Jaume Matas: Anschläge dieser Art sind gottlob doch sehr selten. Der spanische Staat hat den Terrorismus immer besser im Griff. Und die Balearen sind allein schon auf Grund ihrer Insellage sicherer als jeder Ort auf dem Festland.

MM: Hat sich deshalb die spanische Königsfamilie Mallorca als regelmäßigen Urlaubsort ausgesucht?
Matas: Die Königsfamilie kommt seit Jahrzehnten nach Mallorca, Regierungschef Aznar fühlt sich auf Menorca wohl. Aber sie alle kommen nicht nur zu uns, weil es hier sicher ist, sondern weil unsere Inseln so wunderschön sind.

MM: Es gibt aber auch andere schöne Orte in Spanien.
Matas: Der König und der Ministerpräsident verstehen auszuwählen.
MM: Kriminalität bedroht die Urlauber auf Mallorca mehr als der Terrorismus. Was kann Ihre Regierung dazu beitragen, um den Gästen größtmögliche Sicherheit zu garantieren?

Matas: Wir werden vor allem vorbeugen. Wir werden dafür sorgen, dass es Kriminelle immer schwerer haben.
MM: Wie wollen Sie das denn schaffen?
Matas: Wir haben im Wahlkampf die Schaffung einer Tourismus–Polizei versprochen, einer Sicherheitstruppe, die speziell in den Urlaubsorten agiert.
MM: Woher nehmen Sie das Geld?
Matas: Seit ich Minister in Madrid war, verfüge ich dort über ausgezeichnete Beziehungen. Die werde ich nutzen. Das Innenministerium in Madrid, die Gemeinden und meine Regierung werden diese Polizei gemeinsam schaffen.

MM: Werden dann die Hütchenspieler und sonstigen Ganoven zum Beispiel von der Playa de Palma verschwinden?
Matas: Wir werden alles dafür tun. Gemeinsam werden wir auch die übrigen Polizeikräfte verstärken. Wir wollen dafür sorgen, dass die Balearen das sicherste Urlaubsziel in Europa werden.

MM: Womit wir beim Image Mallorcas wären. „Bild” brachte letzte Woche eine ausgesprochen positive Artikelserie über Mallorca. Haben Sie in den ersten beiden Monaten Ihrer Amtszeit schon Wunder bewirkt?

Matas: Wunder nicht. Aber es beginnt sich in Deutschland offenbar herumzusprechen, dass hier jetzt wieder eine Regierung am Ruder ist, die den Tourismus fördert und Urlauber willkommen heißt.

MM: Man hört, dass Vertreter der Touristikbranche bei Ihnen Schlange stehen.
Matas: Wir haben einen intensiven Dialog mit Repräsentanten aller Gruppen begonnen, mit den Hoteliers auf der Insel genauso wie mit der Reisebranche in Deutschland. Unser Hauptziel ist es, unseren guten Namen wiederherzustellen, den wir in den letzten vier Jahren verloren haben.

MM: Welche Urlauber sind Ihnen denn die wichtigsten? Die mit viel Geld?
Matas: Wir freuen uns über jeden Gast und versuchen deshalb jede Art von Tourismus zu fördern. Und wir sind stolz darauf, dass uns die Deutschen trotz aller Probleme die Treue gehalten haben.

MM: Sie spielen offenbar auf die von der Vorgängerregie- rung eingeführte Ökoabgabe für Urlauber an.
Matas: Die wird so schnell wie möglich abgeschafft. Leider geht dies auf Grund des erforderlichen parlamentarischen Procedere nicht vor Oktober.
MM: Fehlt Ihnen das Geld nicht?
Matas: Nein. Wir haben genügend andere Quellen, und Madrid wird uns auch helfen. Ich kann Ihnen garantieren, dass für wichtige umweltpolitische Maßnahmen immer Geld da sein wird. Für uns gehören Tourismusförderung und Umweltschutz ganz eng zusammen.

MM: Nur ein Beispiel dafür, dass es im Umweltschutz noch viel zu tun gibt: Badeurlauber müssen gerade an der Bucht von Palma oft Abfallteppiche im Meer durchschwimmen.

Matas: Das ist keinesfalls in Ordnung, und wir werden gegen den Müll in Meer in Zusammenarbeit mit allen verantwortlichen Behörden vorgehen.
MM: Kritik wird auch an den Preisen auf Mallorca geäußert. Die Deutschen empfinden die Insel als teuer, als zu teuer.
Matas: Das ist doch subjektiv. Wenn ich für mein Geld mehr bekomme, als ich erwartet habe, in guter Qualität, dann ist das doch nicht teuer? Wer mit der Leistung oder Ware zufrieden ist, empfindet sie nicht als teuer.

MM: Aber seit es in Spanien und Deutschland den Euro gibt, lassen sich die Preise doch perfekt vergleichen.
Matas: Sicher. Aber wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass unsere Gäste rundum zufrieden sind. Noch einmal: Wenn unsere Gäste rundum zufrieden sind, stören sie möglicherweise etwas höhere Preise nicht.

MM: Nicht alle Mallorquiner mögen die Deutschen, es gibt hier auch Fremdenfeindlichkeit. Den einen kommen zu viele deutsche Urlauber, die anderen sehen die Insel durch zu viele deutsche Immobilienkäufer überfremdet.

Matas: Bitte glauben Sie mir – das sind doch nur winzige Minderheiten. Meine Partei, meine Regierung und ich verfechten den Gedanken der Gastfreundschaft gerade den Deutschen gegenüber, die uns seit Jahrzehnten gern besuchen. Dies haben wir auch im Wahlkampf deutlich gemacht. Und wir haben die absolute Mehrheit erlangt. Dieses Volk steht hinter der Politik dieser Regierung. Es hat in demokratischen, freien Wahlen ein deutliches Ja zum Tourismus gesagt, gerade auch zum deutschen Tourismus. Ich bin stolz darauf, ein so gastfreundliches Volk repräsentieren zu dürfen.

MM: Sie wollen nach Deutschland reisen, um die wieder tourismusfreundliche Politik der Balearen zu preisen. Steht schon ein Termin fest?
Matas: Nein. Erstens war Tourismusminister Flaquer in den zwei Monaten unserer Amtszeit schon dreimal in Deutschland, und zweitens ist das für mich so eilig nicht, weil ich sehr viel Besuch aus Deutschland bekomme, der die frohe Botschaft mit nach Hause nimmt. Aber natürlich fahre ich.

MM: Mit wem haben Sie denn schon gesprochen?
Matas: Mit den Chefs fast aller wichtigen Reiseveranstalter, mit etlichen Journalisten. Ich bin mit dem bisherigen Echo in Deutschland sehr zufrieden. Die Botschaft kommt an.

MM: Kommt auch Michael Schumacher? Er soll zusammen mit seinem spanischen Kollegen Alonso ein paar Runden durch Palma drehen.
Matas: Das hoffen wir doch sehr. Wir versuchen über alle uns zur Verfügung stehende Kanäle, ihn auf diese Insel zu holen. Es wäre eine große Ehre und eine große Freude für uns.

MM: Holen wollen Sie auch den America's Cup, das Ereignis im Segelsport. Wie sehen Sie die Chancen Palmas?
Matas: Sehr gut. Fünf Städte sind noch im Wettbewerb, außer Palma noch Valencia, Neapel, Marseille und Lissabon. Wir glauben, die mit Abstand besten Bedingungen zu bieten, und wir kämpfen mit allen Mitteln um die Ausrichtung.

MM: Des Ruhmes und der Ehre und des Tourismus wegen?
Matas: Der America's Cup ist auch ein ungeheuerer Wirtschaftsfaktor. Schließlich wurden beim letzten Mal in Auckland 500 Millionen Dollar bewegt.
MM: Wer gibt Ihnen Schützenhilfe?
Matas: Michael Douglas und Catherine Zeta–Jones, wie Sie wissen, aber auch andere prominente und wichtige Persönlichkeiten, auch aus Deutschland.
MM: Apropos Deutschland: Warum geben Sie die Balearen–„Botschaft” in Berlin auf?
Matas: Die Vertretung wird geschlossen, aber die Mitarbeiter ziehen um ins spanische Tourismusbüro und arbeiten von dort aus für uns. Außerdem glauben wir, dass wir für den Balearen–Tourismus mehr erreichen können, wenn wir deutsche Journalisten und Reiseexperten zu uns bitten. Für die Übermittlung unserer Botschaft brauchen wir keine Botschaft.

MM: Was ist der Kern Ihrer Botschaft an die Deutschen?
Matas: Dass sie bei uns herzlich willkommen sind. Dass der Schutz der Umwelt für uns genauso wichtig ist wie der Tourismus. Dass unsere Zukunft auf drei Säulen ruht: Gastfreundschaft, Sicherheit, Sauberkeit unserer Umwelt.
Mit Jaume Matas sprach Wolfram Seifert