Wer zurzeit den Innenhof des Centre Cultural Contemporani
Pelaires in der Via Verí in Palma betritt, sollte seinen Blick nach
rechts wenden. Dort hängt, vom Eingangsdach geschützt, aber dennoch
vom Tageslicht erhellt, ein Mammut-Gemälde des katalanischen
Künstlers Lluis Lleó: abstrakt, minimalistisch, vermeintlich
einfach – und im schönsten Rotton gehalten, den man sich vorstellen
kann. Eindrucksvoll und ausgewogen im Aufbau.
Schaut man geradeaus, sieht man eine Skulptur des britischen
Bildhauers Tony Cragg, der seit vielen Jahren in Wuppertal lebt und
arbeitet. Beide werden im internationalen Kunsthandel hoch dotiert;
beide sind ein Zeichen dafür, worum es in der neuen Ausstellung des
Pelaires-Kunstzentrums geht. Um internationale, avantgardistische
Kunst, zusammengestellt und ausgewählt von einem Galeristen, für
den Kunst weitaus mehr als ein Geschäft ist: Carles Taché in
Barcelona. Der Titel der Ausstellung deshalb auch: „Taché a
Pelaires”.
Carles Taché und Pep Pinya, Initiator und Gründer des
Pelaires–Kunstzentrums, haben viel gemeinsam: Sie arbeiten beide
seit mehr als 30 Jahren als Galeristen, sie haben sich auf dem
internationalen Markt und auf internationalen Messen einen Namen
gemacht; beide haben Söhne, die gerne die Nachfolge der berühmten
Väter antreten; sie pflegen den Austausch mit Galerien im Ausland.
Die Kunstszene stellt sie in eine Reihe mit Galeristen wie Henry
Kahnweiler, Aimé Maeght oder Leo Castelli. Und beide haben,
unabhängig voneinander, je einen der ganz Großen des 20.
Jahrhundert einerseits bekannt gemacht, andererseits auch als
„Sicherheit” im Rücken gehabt. Was für Pep Pinya Joan Miró war, ist
für Carles Taché Antoni Tàpies.
In Palma spielte die Sala Pelaires – das war der heute noch
existierende Ausstellungsraum, in dem Pep Pinya im Jahr 1969 begann
– und das Pelaires–Kunstzentrum die gleiche Rolle wie die Galeria
Carles Taché in Barcelona: richtungsweisend, progressiv, manchmal
provokativ, und immer mit sicherem Gespür für neue Talente.
Taché und Pinya betrachten die Funktion des Galeristen noch im
„altmodischen” Sinne – der Galerist als Freund des Künstlers, der
dabei behilflich ist, Kunst aus der Anonymität des Studios an die
Öffentlichkeit zu bringen. Daher ist das Miteinander der
Ausstellung „Taché a Pelaires” nur allzu logisch. Alle gezeigten
Künstler – von Eduardo Arroyo über Joan Brossa, José Manuel Broto
bis zu Jannis Kounellis, Antoni Saura, Sean Scully oder Cornelia
Parker, haben an der Auswahl der Arbeiten mitgewirkt, mit dem Ziel,
einen möglichst repräsentativen Überblick über Kunst von heute zu
geben, ein kollektives Gesamtkunstwerk zu schaffen, aus den
individuellen Bausteinen ganz und gar unterschiedlicher Kunst und
Ausdrucksform.
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