Wenige Tage vor den Regionalwahlen haben die Hoteliers der
Balearen-Regierung noch einmal schlechteste Noten bescheinigt. Der
Präsident der mallorquinischen Hoteliersvereinigung, Pere Cañellas,
sprach von der „schwersten Krise in der Geschichte des Tourismus”
auf der Insel und forderte einen Aktionsplan, mit dem der
wichtigste Industriesektor des Archipels verlorenes Terrain wieder
gutmachen könne. Vor rund 250 Vertretern der Tourismusbranche
stellte Cañellas am vergangenen Freitag im Hotel Son Vida in Palma
eine Studie vor, in der neben der Zurücknahme der Touristensteuer
Ecotasa mehr Außenwerbung für die Insel vorgeschlagen wurde.
Unterdessen wurde bekannt, dass allein an der Playa de Palma
vier Hotels ihre Pforten wegen Gästemangels wieder schlossen. Im
Vergleich zum Vorjahr befinden sich in Palma derzeit 5000 Betten
weniger im Angebot. Das sind über zehn Prozent der Gesamtkapazität,
berichtete der Hoteliersverband an der Playa de Palma.
Mit Blick auf den Wahlsonntag am 25. Mai betonte der
Vizepräsident des mallorquinischen Hoteliersverbandes, Ignasi
Esteve, die Tourismusindustrie und die Politik müssten danach
wieder zum Dialog zurückkehren, „ganz gleich, welche Partei dann
regiert”. Wenn schon 2002 ein „annus horribilis” – lateinisch für
schreckliches Jahr – gewesen sei, dann werde 2003 viele
Zulieferbetriebe vor die Existenzfrage stellen.
Die Studie „Hin zu einem umfassenden Konzept des
Qualitätstourismus” wartete mit Zahlen auf, die die negative
Einschätzung der Hoteliers untermauern sollten. Danach
übernachteten im vergangenen Jahr 46 Prozent der Touristen nicht in
Hotels, sondern in Privatunterkünften. Die Zahl der Hotelgäste sank
um sieben Prozent, die der Übernachtungen um zwölf Prozent. Der
Umsatz der Hotels fiel um 20 bis 30 Prozent.
Die Statistiker, die die Belegung der mallorquinischen Hotels in
den Jahren 1998 bis 2002 untersuchten, registrierten einen
deutlichen Abwärtstrend. In Vorjahr kamen monatlich jeweils sieben
bis 33 Prozent weniger Hotelgäste auf die Insel als 1998. Ein
weiteres Beispiel: Im ersten Jahresviertel 1999 wurden auf den
Balearen 5'47 Millionen Übernachtungen gezählt. Von Januar bis März
2003 waren es dagegen nur 3'28 Millionen. Der Niedergang der
Attraktivität bleibe dabei auf Mallorca begrenzt. Andere spanische
Urlaubsregionen haben ihre Besucherzahlen weitgehend halten
können.
Als Gründe für den Rückgang auf den Inseln machten die Experten
folgende Ursachen aus: Der Irak-Krieg, der 11. September, die Angst
vor dem Fliegen, der wirtschaftliche Abschwung in Deutschland, die
Konkurrenz durch andere Reisegebiete, die teuren Preise auf
Mallorca, die zu geringe Werbung. „Das falsche Marketing der
Regierung führte dazu, dass das Konzept der Qualität nicht mit dem
Reiseziel, sondern mit der Kundschaft assoziiert und mit
Luxusqualität gleichgesetzt wurde.
Dadurch haben sich die touristischen Mittelschichten sowie
jungen Besucher zutiefst herabgesetzt gefühlt und als unwillkommen
empfunden”, so der Verband. Ziel müsse es nun sein, das verlorene
Image wiederzuerlangen und speziell Familien anzusprechen. Neben
moderner Infrastruktur sollen verbesserte Kultur– und
Freizeitangebote, die Bekämpfung der Kriminalität sowie ein Mehr an
Service und Freundlichkeit wieder mehr Touristen nach Mallorca
locken.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.