Paris, 23. August 1944. Ein kleiner Junge sitzt auf dem Turm
eines Panzers und bohrt sich mit weit aufgerissenen Augen in der
Nase. Um ihn herum werden die siegreichen alliierten Truppen von
der Bevölkerung begeistert empfangen. Um ihn herum steht auch
Robert Capa und drückt unauffällig auf den Auslöser seiner
Kamera.
Zu diesem Zeitpunkt war Capa bereits ein Star am Medienhimmel.
„Der beste Kriegsfotograf auf der ganzen Welt” untertitelte schon
sechs Jahre zuvor die britische Zeitschrift „Picture Post” im
Rahmen einer Bildreportage über den Spanischen Bürgerkrieg ein
Foto, auf dem ausnahmsweise einmal der Fotograf selbst zu sehen
war.
Durch seine Fotos über den republikanischen Kampf gegen die
Franco-Falange wurde Capa weltbekannt. Viele weitere Reportagen
über die Konflikte auf der Welt, sollten folgen. Die berühmteste
davon berichtete aus vorderster Front über die Landung der
Alliierten Truppen in der Normandie.
Capa erlebte die Geburtstunde Israels und berichtete für die
amerikanische Zeitschrift „LIfe” über viele weitere Krisengebiete.
Immer mit einem aufmerksamen, beteiligten Auge. Capa hielt sich nie
raus, war mitten drin, nahe am Motiv, so gefährlich dies auch sein
mochte.
Seine Bilder vom Krieg, vom Leid und Flüchtlingselend
dokumentieren nicht nur Zeitgeschichte, sie machen betroffen. Er
setzt das Grauen nicht in Szene, respektiert die Würde der
Abgelichteten. Capa hat wie kaum ein anderer das Gespür für
Situationen. Weiß, wann ein Bild angemessen ist und wann die Kamera
besser in der Tasche bleibt. Vielleicht weil er am eigenen Leib
erfahren hat, was der Verlust der Heimat bedeutet.
Am 22. Oktober 1913 wurde Andrei Friedmann als Sohn einer
jüdischen Schneiderfamilie in Budapest geboren. Bereits mit 17
Jahren mußte er, auf sich gestellt, wegen politischer Verfolgung
Ungarn verlassen. Er ging nach Berlin um Jounalismus zu studieren.
Dort arbeitete er im Labor einer Fotoagentur, die bald das Talent
des jungen Friedmann erkannte. Vor den Nazis floh er nach Paris.
Seine Bilder warenn gut, aber die Geschäfte liefen schlecht.
1936 erfand er zusammen mit seiner damaligen
Lebensgefährtin, Gerda Taro, den fiktiven Namen Robert Capa und gab
sich als amerikanischer Bildjournalist aus, die Basis für seinen
Erfolg.
Am 25. Mai 1954 machte Capa sein letztes Foto. Eine Mine
zerfetzte den Mitbegründer der renommierten Bildagentur „Magnum”
neben einem Reisfeld in Vietnam.
Robert Capa: Casal Solleric Palma. Bis 15. Juli täglich von
Dienstag bis Samstag 10 bis 14 und 17 bis 21 Uhr. Sonntags 10 bis
13.30 Uhr. Eintritt frei.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.