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Die Balearen-Bewohner können sich über eines nicht beschweren: dass sie nicht die Wahl hätten. Die Inseln erleben einen der spannendsten Wahlsonntage der noch jungen Demokratie, und es geht um echte Alternativen. So unterschiedlich, wie die hiesigen politischen Flügel mit den beiden großen Volksparteien Politik gestalten wollen, erleben wir das in Deutschland nur noch selten.

Dass es so spannend wurde, ist eigentlich eine Überraschung. Allzu dilettantisch ging der ,,Fortschrittspakt” aus Linken, Grünen und Nationalisten, der die Balearen seit vier Jahren regiert, ans Werk. Vor zwei Jahren noch wollte keiner mehr einen Pfifferling auf diese Regierung geben. Inzwischen jedoch trauen einige Umfrageinstitute den Linksparteien zu, die Regierung sogar alleine zu stellen – ohne die eher konservative Maria Antònia Munar, die nie so recht in dieses Bündnis passen wollte.

Offenbar hat die Tourismuskrise noch keine schwerwiegenden Auswirkungen auf die Geldbörse der Wähler gehabt, sonst sähe die Situation wohl anders aus. Dafür konnte die Regierung auf anderen Feldern punkten, etwa beim öffentlichen Verkehr oder in der Gesundheitspolitik. Hinzu kamen Handicaps für den Kandidaten der PP–Opposition in Form des Irak–Kriegs und der Ölkatastrophe in Galicien.

Aber nicht Umfragen zählen, sondern das Ergebnis am Wahlabend. Wie es auch immer lauten mag, die Auswirkungen auf die Inseln sind erheblich. Es geht um linke oder rechte Politik, um pro oder kontra Ökosteuer, pro oder kontra Autobahnen, pro oder kontra Baustopps, pro oder kontra Katalanisierung. Wie verhärtet die Fronten sind, hat der raue Umgangston der letzten Tage gezeigt, der über das bei Wahlkämpfen normale Maß deutlich hinausging.

Gut nur zu wissen, dass danach wieder Ruhe einkehren wird, selbst wenn der Fortschrittspakt weiterregiert. Allen Seiten scheint bewusst geworden zu sein, dass sie zum Wohle der Balearen zusammenarbeiten müssen. Das lässt hoffen.

Hoffen lässt auch, dass sich die EU-Ausländer mehr für die Politik interessieren als noch vor vier Jahren. Immerhin fast 12.500 wollen bei den Kommunalwahlen an die Urne schreiten. Sie sollten es auch wirklich tun, denn andernfalls haben sie das Recht verwirkt, die Verhältnisse in ihrer Gemeinde zu kritisieren.