Spanien wählt. Am Sonntag, 25. Mai, entscheidet sich, wer für
die kommenden vier Jahre auf regionaler und kommunaler Ebene den
politischen Ton angibt. Landesweit werden neue Bürgermeister
gewählt oder alte in ihrem Amt bestätigt. Auf Provinzebene werden
bis auf Andalusien, Katalonien, Galicien und das Baskenland neue
Parlamente gewählt. Noch nie in der Geschichte der jungen
spanischen Demokratie war ein Wahlausgang so ungewiß wie in diesem
Jahr. Alles ist möglich, der Wähler eine unbekannte Größe wie nie
zuvor.
Sicher ist nur, dass die Kommunal- und Regionalwahlen als
maßgebliches Stimmungsbarometer für die spanischen
Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr gelten. So verwundert es
auch nicht, dass Spaniens Regierungschef Aznar und
Oppositionsführer Zapatero von einer Wahlkampfveranstaltung zur
nächsten hetzen, um an der Seite ihrer regionalen Spitzenkandidaten
von PP und PSOE um die Gunst der Wähler werben.
Wie nachtragend sind die Spanier? Diese Frage beschäftigt PP und
PSOE gleichermaßen. Bekommt die Regierungspartei für ihre
kriegsbefürwortende Haltung im Irakkonflikt und die Ölkatastrophe
an der Atlantikküste die Quittung oder die Mehrheit?
Zumindest in den Wahllokalen bleibt das Thema Krieg außen vor.
Der Wahlausschuss hat spanienweit jedwede Antikriegsproganda - und
seien es nur Sticker oder Aufkleber - innerhalb der Wahllokale
verboten.
Auch auf den Balearen bleibt bis zu den Wahlen alles offen.
Vielleicht sogar noch deutlich länger. Niemand vermag zu sagen, ob
es einen Regierungswechsel geben oder der Fortschrittspakt
bestätigt wird und in derselben Formation weiterregiert.
Zehn Parteien treten zum Sturm auf das Balearenparlament an.
Aber lediglich die fünf, die bereits im Parlament vertreten sind,
haben eine realistische Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu
überwinden. Dazu kommen noch die Ausnahmegruppierungen aus Ibiza
(PACTE) und Formentera (COP), die nicht an die Fünf-Prozent-Klausel
gebunden sind.
Alle Parteien greifen nach den Sternen, vor allem die PP. Sie
wird garantiert als stärkste Partei aus den Wahlen hervorgehen.
Gelingt es dem Ex-Balearen-Präsidenten und ehemaligen spanischen
Umweltminister Jaume Matas aber nicht, die absolute Mehrheit zu
erzielen, ist er auf einen Koalitionspartner angewiesen.
Diesen Part könnte theoretisch die UM unter der Führung von
Maria Antònia Munar übernehmen, die bereits während der vergangenen
vier Jahre mit dem Fortschrittspakt Erfahrungen als Zünglein an der
Waage sammeln konnte.
Balearen-Präsident Antich rechnet zwar auch künftig mit der
Unterstützung des Fortschrittspakts durch die UM, aber Antonia
Munar will sich nicht vor den Wahlen auf einen Bündnispartner
festlegen.
Um nicht auf den Goodwill der fünftstärksten Parlamentspartei
angwiesen zu sein, spekulieren die verbleibenden
Fortschrittspaktler auf einen Stimmenzuwachs, der sie auch ohne die
UM regieren läßt.
Aber nicht nur die UM ist die große Unbekannte auf den Balearen.
Die Wähler sind es auch.
In der Balearenhauptstadt ist die Situation nicht minder
unübersichtlich, die bisherige absolute Mehrheit der PP bedroht.
Selbst die Spitzenkandidaten von PP, PSOE, PSM, UM, EU-Els Verds
sind in der Bevölkerung nur bedingt bekannt, von den Listenplätzen
ganz zu schweigen. Sollte in Palma wieder eine Konstellation
gewählt werden, die im Balearenparlament die Opposition stellt,
ergibt sich erneut ein politisches Patt auf der Insel. Das große
Palma kann, das hat es mehrfach bewiesen, in der Umsetzung von
Regierungsbeschlüssen sehr träge sein.
Ausländer dürfen zwar in Palma mitwählen, sind prozentual
gesehen aber unbedeutend. Obwohl die EU-Bürger und Norweger hier
das größte ausländische Kontingent der Inseln stellen, werden ihre
2381 Stimmen bei insgesamt 272.757 Wählern kaum ausschlaggebend
sein.
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