Die Telefon-Stimme des Freundes aus Deutschland klang schon ein
bisschen vorwurfsvoll: „Warum sind ausgerechnet die Spanier für
diesen Krieg?” Ich konnte ihn zumindest dahingehend beruhigen: „Die
Spanier” wollten die Attacke gegen den Irak nicht. Es war
Regierungschef José María Aznar, der sich bedingungslos auf die
Seite von US-Präsident Bush schlug – und damit gegen sein eigenes
Volk stellte. Mehr als drei Viertel der Spanier waren und sind
gegen den Waffengang.
Die Mallorquiner machen da keine Ausnahme. Das friedliche und in
weltpolitischen Fragen so abseits gelegene Mallorca hat sich bisher
nicht gerade als demonstrationsfreudig hervorgetan. Gleichwohl
gingen erst 40.000, dann 20.000 gegen den Krieg auf die Straße –
einschließlich des Bischofs. Nein, mein Freund in Deutschland, die
Spanier wollen diesen Krieg nicht.
Warum ihre Regierung trotzdem voranmarschierte? Aznar hat das
heftige Verlangen, Spanien auf die Weltbühne zu heben – auch auf
die Gefahr hin, sogar in regierungsfreundlichen Publikationen nur
noch als Vorlage für böse Karikaturen zu dienen. Außerdem sucht
Aznar Verbündete im Kampf gegen den hauseigenen ETA-Terrorismus.
Aber ob Bush ihm dabei helfen kann?
Jetzt fallen im Nahen Osten die Bomben, und es bleibt nur die
Hoffnung, dass dieser Irrsinn bald beendet sein möge. Wie beim
Beginn des ersten Golfkrieges oder an den Tagen nach dem 11.
September beschleicht auch uns in Europa die Angst, dass dieser
Konflikt eskalieren, uns unmittelbar erfassen könnte.
Wahrscheinlich (ich setze auf das Prinzip Hoffnung) wird er es
nicht. Und dann rücken die sekundären Folgen dieses Krieges ins
Blickfeld. Die werden auf der Tourismusinsel Mallorca
wirtschaftlicher, aber auch politischer Natur sein. An dem
Rätselraten, ob Mallorca – da relativ sicher – Kriegsgewinnler sein
wird oder – wegen der allgemeinen Unsicherheit – erneut Federn
lassen muss, wollen wir uns in diesen dramatischen Stunden nicht
beteiligen.
Als sicher kann hingegen gelten, dass Kriegsherr Aznar noch eine
Rechnung präsentiert werden wird – vom Wahlvolk. Da es auf den
Balearen schon im Mai an die Urnen schreitet, kann das dem
PP-Kandidaten Jaume Matas die Rückeroberung der Inseln vermasseln.
Aber, wie gesagt, auch das ist jetzt sekundär. Im Irak sterben
Menschen.
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