Die Balearen-Regierung macht es so ähnlich wie damals
Deutschland und sagt quasi „Ami, go home!” Nun sind natürlich auf
den Inseln längst nicht so viele US-Soldaten stationiert wie in der
alten Bundesrepublik vor dem Mauerfall. Darum fordert der Govern,
dass die Amis erst gar nicht kommen sollen. Madrid solle den
US-Streitkräften verbieten, die Häfen und Flugplätze auf den Inseln
für einen Krieg gegen Irak zu benutzen.
Damit fährt die Autonomieregierung dem spanischen Regierungschef
José María Aznar gehörig in die Parade. Der kleine Politiker mit
dem großen Schnauzbart profiliert sich innerhalb der Europäischen
Union als einer der treuesten Verbündeten von US-Präsident
Bush.
Die Gründe dafür scheinen auf der Hand zu liegen: Aznar wird von
den Amerikanern aufgewertet, und wenn ihn ein oppositioneller
PSOE-Politiker als den „Falken der Falken” bezeichnet, kommt er in
dieser Form dem US-Adler reichlich nahe. Vermutlich erhofft sich
Aznar darüber hinaus auch eine noch engere Zusammenarbeit in Sachen
Terrorismus-Bekämpfung, wie sie eh zwischen Spanien und USA
vereinbart ist. Denn wenn Bush „terrorists” sagt und islamistische
Selbstmordattentäter meint, dürften Aznar bei dem Wort die Killer
im eigenen Haus, die ETA-Terroristen einfallen.
Manch böse Zunge behauptet sogar, der spanische
Ministerpräsident wolle mit seinem Aktionismus – wie etwa dem
gemeinsamen Brief mit seinen Amtskollegen in Italien, Ungarn und
Polen – einzig von der Öltanker-Katastrophe in Galicien ablenken.
Dort hat sich sein Krisenmanagement der Opposition zufolge zwar
nicht mit Ruhm, aber dafür mit reichlich Öl bekleckert. Die Frage
ist nur, ob die Opposition es an seiner Stelle besser hinbekommen
hätte.
Die Balearen-Regierung kann nun herzlich viel von Madrid
fordern. Erstens kriegt der links-regionalistische Fortschrittspakt
von der PP-dominierten Zentralregierung ohnehin nichts bewilligt.
Und zweitens haben die Balearen für Häfen und Flugplätze keinerlei
Kompetenzen. Hier entscheidet Madrid. Ebenso gut hätte der Govern
von Madrid fordern können, den Mond nach Frau Munar zu benennen. Es
ist sonnenklar: Was zählt, ist die Geste. Ein Show-Effekt, der zum
Stimmenfang taugen mag. Wie in Deutschland ist auch in Spanien die
Bereitschaft, in den Irak-Krieg zu ziehen, ziemlich gering.
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