Es gibt Menschen, die glauben, mehr Touristen seien nicht nötig.
Aber das ist nicht richtig, weil mehr Touristen nötig sind, und wir
wollen, dass mehr kommen und dass sie sich durch unsere
Gastfreundschaft willkommen fühlen”, sagte José María Aznar (PP),
der spanische Ministerpräsident, zum Abschluss einer vom Verband
Exceltur organisierten Fachtagung im Vorfeld der Tourismusmesse
Fitur in Madrid am Montag. „Und wir wollen”, fügte der
Regierungschef an, „dass sie auch auf die Balearen reisen, wo
notwendig ist, dass diejenigen zurückkehren, die nicht mehr kommen
wollten. Hierbei denke ich besonders an unsere deutschen
Freunde”.
Dafür gibt es in Spanien nach Aznars Meinung alle
Voraussetzungen: „Wir haben bewiesen, dass wenn wir unsere Arbeit
gut machen, die Ergebnisse auch kommen.” Wenn es notwendig sei,
einen Erneuerungsplan in den spanischen Ferienzielen aufzulegen, um
die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, „dann machen wir einen
Erneuerungsplan (plan renove)”.
Diese Worte gefielen dem balearischen Tourismusminister Celestí
Alomar (PSOE) wenig. Er monierte, dass Aznar mit dem „touristischen
Modell” der Balearen nicht einverstanden sei. Statt die Umwelt zu
schützen und die Massifizierung zu stoppen, wolle er weiter die
Küsten zubauen und damit die Basis für den Fremdenverkehr
zerstören.
Uneinigkeit herrschte auch bei der Beurteilung der Aussichten
für das laufende Touristikjahr. Die mallorquinischen
Reiseunternehmer Miquel Fluxà (Iberostar), Juan José Hidalgo
(Globalia), Simón Pedro Barceló und Sebastián Escarrer (Sol Meliá)
sagen nach den starken Rückgängen von 2002 ein weiteres Minus
voraus.
Das mögen weder Alomar noch sein Kabinettschef Francesc Antich
ausschließen. Auf der Fitur gab sich Alomar zwar optimistisch, dass
es wieder bergauf gehe. Aber er und Antich zeigten sich besorgt,
dass der mögliche Krieg im Irak das Geschäft verhageln könnte.
Wie auf der Messe zu erfahren war, sind die Buchungen aus dem
britischen Markt, die bislang positiv verliefen, seit einigen Tagen
gegen Null gegangen. Auch in Deutschland werden kaum Reisen
gebucht. Dabei spielt zum einen die Angst vor einem Krieg eine
Rolle. Aber auch die eher praktische Besorgnis, dass bei einem
Konflikt die Lufträume militärisch genutzt werden und die
Zivilluftfahrt mit langen Verspätungen zu kämpfen hat.
Unabhängig von diesen Erwägungen forderte Michael Frenzel,
Vorstandschef des weltgrößen Reisekonzerns TUI, eine Imagekampagne
für die Balearischen Inseln, um das in den vergangenen Jahren
verlorene Image wieder aufzubauen.
Balearen-Präsident Antich, der auf der Messe nicht auf die
Äußerungen Aznars eingehen wollte („hier machen wir Promotion,
politischer Streit findet in einer anderen Arena statt”) kündigte
an, dass im Falle eines Krieges alle Werbebemühungen sofort
gestoppt werden. Am Ende der Kampfhandlungen sollen sie dann wieder
aufgenommen werden, um das Geschäft so schnell wie möglich wieder
zu beleben.
Kritik an der Arbeit der Balearen-Regierung übte auch Jaume
Matas, spanischer Umweltminister und designierter Spitzenkandidat
für die PP bei den Regionalwahlen am 28. Mai. Er monierte vor allem
das schlechte Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft.
Da gab es ein eindeutig positives Zeichen am Rande der Messe.
Auf dem „Tag der Balearen”, den das Fremdenverkehrsamt Ibatur am
Mittwochabend in Madrid ausrichtete, waren erstmals seit zwei
Jahren auch wieder Hoteliers, Unternehmer und Verbandsvertreter in
großer Zahl anwesend – „und alles war friedlich und harmonisch”, so
ein Beobachter. Nach den schweren Auseinandersetzungen zwischen
Unternehmern und Balearen-Regierung möglicherweise ein Schritt zur
Normalisierung des Verhältnisses.
Schließlich wissen beide Seiten, dass ihnen die heftigen
Auseinandersetzungen geschadet haben, und ob nach den
Regionalwahlen am 28. März ein Regierungswechsel kommt, weiß
keiner.
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