Der drohende Irak-Krieg hat das angespannte Verhältnis zwischen
der Balearen-Regierung und der spanischen Zentralregierung weiter
verschärft. In einer offiziellen Erklärung forderte der balearische
Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE) Madrid am vergangenen
Freitag auf, im Falle eines Krieges den USA die Nutzung der Häfen
und Flugplätze auf den Inseln zu untersagen. Antich bekräftigte
seinen Standpunkt auch gegenüber dem US-Botschafter in Spanien,
George Argyros, der am Freitag zur Eröffnung der neuen Räume des
amerikanischen Konsulats nach Palma gekommen war. Die Haltung der
Balearen-Regierung wurde von der PP-Opposition massiv
kritisiert.
Beim Besuch des US-Diplomaten auf Mallorca bot die
Balearen-Regierung ein uneinheitliches Bild: Während beim
offiziellen Empfang am neuen Sitz der US-Konsularagentur der
balearische Finanzminister Joan Mesquida (PSOE) die Inselregierung
repräsentierte, demonstrierte seine Kabinettskollegin, die
kommunistische Sozialministerin Fernanda Caro, vor dem Gebäude am
Paseo Marítimo gegen den drohenden Militärschlag der USA im
Irak.
An der Protestkundgebung, die die „Plattform für Demokratie und
soziale Globalisierung” einberufen hatte, beteiligten sich rund 50
Demonstranten. Auf einem Transparent war zu lesen: „Stoppen Sie
Ihren schmutzigen Krieg. Kein weiteres Blut für Öl.”
Überschattet wurde der Empfang im Konsulat auch von der
Einzelaktion eines Mannes, der sich als Journalist ausgegeben
hatte. Zu Beginn der Fragerunde mit dem Botschafter attackierte der
Eingeschlichene den Diplomaten verbal als „Mörder” und warf den USA
„Staatsterrorismus” vor. Botschafter Argyros ließ sich äußerlich
nicht aus der Ruhe bringen und sagte lediglich, er sei nicht
einverstanden. Der falsche Journalist wurden von der Polizei
festgenommen.
In ihrer offiziellen Erklärung sprach sich die
Balearen-Regierung dezidiert gegen einen Krieg der USA im Irak aus.
„Jede Entscheidung über diesen Konflikt müsse abhängen vom
Abschlussbericht der UN-Inspekteure, und in diesem Fall stehe es
den Gremien der Vereinten Nationen zu, das letzte Wort über die zu
ergreifenden Maßnahmen zu haben.” Weiter forderte die
Insel-Regierung den spanischen Ministerpräsienten José María Aznar
auf, weder in den möglichen Krieg einzutreten, noch die Absichten
der USA zu unterstützen.
Der Sprecher der oppositionellen Partido Popular im
Balearen-Parlament, Joan Flaquer, warf dem regierenden
Fortschrittspakt eine „schizophrene” Haltung vor. Es sei nicht
normal, dass der US-Botschafter von Antich und Mesquida empfangen
werde, aber gleichzeitig eine Ministerin gegen den US-Präsidenten
demonstriere. Der Chef der Balearen-PP und spanische
Umweltminister, Jaume Matas, sprach von einer „demagogischen Geste”
Antichs, um Wählerstimmen zu fangen. Er erinnerte daran, dass die
Balearen-Regierung in Sachen Außenpolitik keinerlei Kompetenzen
besitzt. „Gesten dieser Art beschädigen einmal mehr das Bild der
Inseln.”
Die kritisierten Minister wollten in ihrem Handeln keinen
Widerspruch ausmachen. Finanzminister Mesquida erklärte, lediglich
die staatliche Institution der Balearen-Regierung vertreten zu
haben. Die Kabinettskollegin habe als Privatperson und für ihre
Partei, die Vereinigte Linke (IU), an der Protestkundgebung
teilgenommen. Fernanda Caro erklärte, das Kabinett vorab von ihrer
Absicht informiert zu haben. Die Auffassung seiner beiden Minister
wurden auch von Ministerpräsident Antich geteilt.
Einig weiß die sich links-regionalistische Autonomieregierung
mit der sozialistischen PSOE-Opposition in Madrid. Deren Sprecher
Jesús Caldera warf Aznar vor, sich zum „Falken der Falken”
aufzuwerfen. „Wir fordern, dass er sich für den Frieden einsetzt.”
Spanien solle, je nach Ergebnis der UN-Inspektoren, wie Deutschland
und Frankreich auf eine neue UN-Resolution drängen.
Unterdessen unterzeichnete Aznar einen gemeinsamen Brief mit den
Regierungsschefs von England, Italien, Portugal, Dänemark, Polen,
Ungarn und Tschechien. Darin erklären sich die acht europäischen
Staaten solidarisch mit den USA. Sie fordern die Vereinten Nationen
auf, angesichts der mangelnden Kooperationsbereitschaft Iraks auf
die Einhaltung ihrer Resolutionen zu drängen. Aznar selbst will an
diesem Mittwoch, 5. Februar, die Haltung Spaniens im Parlament
darlegen.
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