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Rote Lippen sollst du küssen”, trällerte einst Cliff Richard. „Mit ihren ro-ro-roten Lippen fing es an, die ich niehiehie vergessen kann”, schmetterte Heino. Alles nur liedgewordene Legende, wie sich jetzt herausstellt. Denn die Deutschen wollen gar keine roten Lippen küssen, sondern mögen es natürlich. 60 Prozent der Männer bevorzugen ungeschminkte Lippen, nur acht Prozent mögen knallroten Lippenstift, immerhin 17 Prozent finden blassrosa oder matte Farbtöne aufregend. Das ist das Ergebnis des „Cora Romance Reports 2003”, in der der Liebesroman-Verlag 4000 Frauen und Männer aus 18 Ländern befragen ließ.

Die Spanier dagegen mögen es knallig. Auf roten Lippenstift stehen 27 Prozent der Männer, und auf „schockierend pink” fahren immerhin 22 Prozent ab. „Natur pur” mögen lediglich elf Prozent der iberischen Machos. Auch bei der Frage „wie sollen die Lippen einer Frau sein” herrscht bei den Herren der Schöpfung Uneinigkeit. Während 64 Prozent der Spanier es gerne „ein wenig schmollend haben” und 24 Prozent volle Lippen bevorzugen, ziehen 28 Prozent ihrer deutschen Geschlechtsgenossen das weibliche Kuss-Organ „feucht und weich” vor, 20 Prozent wollen es „voll”. Auch hier will die Mehrheit, wenn auch mit 37 Prozent deutlich kleiner, „los labios” am liebsten schmollend.

Während spanische und deutsche Männer unterschiedliche Präferenzen haben, sind sich die Frauen in beiden Ländern weitgehend einig. „Stark und fest” wünschen 44 Prozent der deutschen Frauen die Lippen des männlichen Küssers, in Spanien liegt diese Fraktion mit 39 Prozent vorne. „Feucht und weich” mögen 18 beziehungsweise 17 Prozent, „voll” finden 20 beziehungsweise 27 Prozent aufregend. Auch bei Männern darf es schmollen, finden jedenfalls 18 beziehungsweise 17 Prozent der befragten Frauen.

Über die Bedeutung eines guten Kusses sind sich Spanier und Deutsche uneins. In Deutschland finden 41 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen, wenn jemand nicht küssen kann, kann er „das Andere” genauso wenig. Nur 35 beziehungsweise 27 Prozent gestehen den untalentierten Knutschern zu, „eben andere Talente” zu haben, 24 (29) Prozent glauben, „so oder so”. In Spanien finden dagegen 48 Prozent der Männer und satte 60 Prozent der Frauen, das schlechte Küsser möglicherweise auf anderen Gebieten reüssieren. Etwa ein Drittel ist der Auffassung, das kann sein, kann aber auch nicht sein.

Nur 17 Prozent der Spanier schließen von der Kussleistung ihrer Partnerin auf deren „andere” Talente, und gerade einmal vier Prozent der Frauen schließen vom Kuss auf den Koitus. Das lässt zwei mögliche Schlüsse zu: Spanier küssen schlechter als Deutsche – oder aber, sie sind ansonsten so gut im Bett, dass ihre Küsse regelrecht verblassen.

Zumindest geben die Spanier ihren Kusspartnern für deren Küsse bessere Noten. 55 Prozent der Frauen und Männer geben auf einer Skala von eins bis zehn die beiden Topnoten, in Deutschland sind es lediglich 43 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer. Auch in der Selbsteinschätzung liegen die IbererInnen vorn. Auf die Frage „wie küssen Sie selbst” geben sich 53 Prozent der Südländer eine der beiden Topnoten, in Deutschland haben lediglich 39 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen eine so hohe Meinung von den eigenen Küssen. Im Schnitt geben sich deutsche Frauen die Kussnote 8'04, Spanierinnen eine 8'44. Deutsche Männer küssen nach Selbsteinschätzung mit Note 7'80, ihre Latino-Genossen mit 8'53.

Einig sind sich beide Kuss-Nationen, dass der romantischste Platz zum Küssen überall dort ist, wo man den richtigen Partner hat. Allerdings liegen die Spanier mit dieser Einstellung mit 65 zu 46 Prozent vorne. Denn Deutsche träumen relativ häufig vom einsamen Strand (elf beziehungsweise neun Prozent), von einem prasselnden Feuer (17 Prozent) oder einem romantischen Garten (sieben Prozent). Nur von letzterem Kuss-Platz sind spanische Männer mit zehn Prozent noch mehr eingenommen, während die Spanierinnen das mit lediglich zwei Prozent eher abtörnend finden.

An den Strand wollen lediglich fünf Prozent der Spanier und sieben Prozent der Spanierinnen. Vermutlich, weil sie alle schon einmal am Strand geküsst haben.