Die Diskussionen waren nahezu endlos und entsprechend
geschäftsschädigend: Die Einführung der Ökoabgabe für Urlauber ging
nicht gerade als Lehrstück in die Polit-Geschichte der Balearen
ein. Jetzt ist das schwierige Kind schon ein dreiviertel Jahr auf
der Welt, und so nach und nach wird für die zahlende Urlauberschar
und das zählende Wahlvolk sein Charakter sichtbar.
Für die eigene Klientel warb der regierende Fortschrittspakt vor
allem mit dem Erwerb großer und schützenswerter Fincas: „Das ist
jetzt alles deins”, erfuhr der Mallorquiner entzückt. Jetzt kommt
Phase zwei, und zwar mit Getöse. Rechtzeitig vor den Wahlen wird
die Politik so explosiv, dass man auch in den „Geberländern” davon
Notiz nimmt. Die erste Bausünde wurde schon in die Luft gejagt, der
nächste Dynamit-Einsatz in Cas Català ist schon in Vorbereitung.
Besser kann man die Ökosteuer, die man nach dem Willen der
Regierung lieber Kurtaxe nennen soll, nicht verkaufen.
Kaum ein Urlauber wird über die Steuer, pardon: Taxe, mosern,
wenn er erfährt, dass er dazu beigetragen hat, ein Monstrum aus
Beton zu beseitigen. Aber: Sehr weit wird die Regierung mit dem
eingenommenen Geld nicht kommen. Die Burgen von Arenal oder Cala
Millor sind zu teuer, um sie aufzukaufen und plattzumachen. Es wird
bei ausgewählten Schauprojekten bleiben. Aber auch das ist,
zugegeben, besser als nichts.
Aus der Sicht der Urlauber, die die Ecotasa-Kassen füllen, gäbe
es allerdings naheliegendere Einsatzgebiete; nicht so spektakulär,
aber auch nicht so teuer. Aus Umfragen und den MM-Leserbriefen
wissen wir, dass der sichtbare Schmutz in der Landschaft als
besonders störend empfunden wird. Die rostigen Kühlschränke am
Straßenrand und der Plastikabfall im Sand der Playa nagen
inzwischen stärker am Umwelt-Image der Insel als die Tatsache, dass
in den Urlauberzentren heftig gebaut wurde. Die Verantwortlichen
täten gut daran, die Einnahmen der Ökosteuer auch im Konsens mit
den Touristen zu verbraten. Kaum anzunehmen, dass auf deren
Prioritätenliste geschichtlich orientierte Stadtrundgänge stünden,
wie sie aus der Ökosteuer ebenfalls finanziert werden.
Die Urlauber können zwar nicht die Regierung wählen, aber ihr
nächstes Reiseziel. Und diese Entscheidung ist auf Mallorca von
nicht minderer Bedeutung.
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